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oder speciell karautauischeu Boden, und zwar ursprünglich neben dem Dialect der
pannonischen Slovenen ausgebildet hat uud dann auf die Entwicklung der heutigen
slovenischen Schriftsprache von vorwiegendem Einfluß geblieben ist.
Es ist demnach festzuhalten, daß die sloveuische Sprache der liturgischen Sprache
des heiligen Cyrill und Method am nächsten steht und daß die Bewohner des östlichen
slovenischen Sprachgebietes diese Sprache mit den durch das Intervall eines Jahrtausends
in der Sprache hervorgetretenen Verändernngen und Vereinfachungen noch heutzutage
sprechen. Schließlich möge nicht unerwähnt bleiben, daß neben dem Namen und der
vorgetragenen Lehrmeinung von der altslovenischen Sprache auch noch eine andere
Lehrmeinung besteht, welche dahin geht, daß die Heimat der liturgischen Sprache des
IX. Jahrhunderts Bulgarien war und daß sie deßhalb die altbulgarische genannt werden
könne. Indeß die hervorragendsten Forscher auf diesem Gebiete wie Kopitar, Miklosich
und in seinen letzten Lebensjahren auch Sasarik haben die oben vorgetragene Ansicht von
der pannonischen Heimat der liturgischen Sprache durch die historischen Facta und aus
dem Charakter der sprachlichen Denkmäler vertheidigt und nachgewiesen. Und diese
Ansicht kommt immer mehr zum Durchbruch, je mehr sich die Kenntniß dieser Denk-
mäler verbreitet.
Die Slovenen halten aus diesem Grunde daran fest, daß in ihrer Heimat die Wiege
der kirchenslavischen Literatur stand und daß sich von hier aus nach Methods Tode dnrch
seine Schüler das Christenthum und die liturgische Sprache und mit ihr vielleicht auch
der Name des Stammes zu den übrigen Slaven verbreitet haben. Während sich also die
litnrgische Sprache in der ersten Heimat nur eine kurze Zeit behauptete uud frühzeitig
durch ungünstige Verhältnisse verdrängt wurde, bildete sie nachher bei den Christen des
Orients von Montenegro an bis nach Petersburg lauge Zeit hindurch die ausschließliche
Büchersprache und machte erst in der neueren Zeit zunächst für die profaueu Gegenstände
den volksthümlichen Mundarten Platz. Die erste und ursprüngliche Heimat dieser Sprache
war aber Pannonieu uud die Reste der pannonischen Slovenen gehören mit zu den
directeu Descendenten jener Slaven, in deren Sprache die liturgischen Bücher des heiligen
Cyrill und Method verfaßt und zuerst geschrieben worden sind.
Was den Charakter der slovenischen Sprache anbelangt, so hat sie gewisse Merkmale
mit deu übrigen südslavischen Sprachen gemeinsam, andere hinwiederum, welche sie in
ihrer Eigenart auszeichnen. So lassen alle südslavischen Sprachen die Dentallaute ä t vor
dem einfachen i nnerweicht. Es lautet demnach im Slovenischen wie in den anderen
südslavischen Sprachen in vocliti (führen) z. B. der Laut ä und t rein, zum Unter-
schied von den nordslavischen Sprachen, welche die Dentale vor i monilliren. Das Gleiche
ist bei r der Fall: es lautet also rein, z. B. in pri (bei) und nicht M oder p r^ , wie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch