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(der Hand), äuStz (der Seele). Die heutige slovenische Sprache hat nur eine
Endung e: roke, äuse und kümmert sich somit dabei gar nicht mehr um das Lautgesetz,
welches bei Wortbildungen und auch sonst beobachtet wird, nach welchem sich k vor
tz und e erweicht. Dasselbe findet auch im Accusativ pluralis der ^.-Declination statt.
Die i-Declination hat sich hinwiedernm zuvörderst im Singular auf die weiblichen Haupt-
wörter beschränkt. Die Endungen der consonantischen Declination endlich sind größten-
teils der 1.- oder a-Declination nachgebildet und wird so das Decliniren vereinfacht.
Eine Ausgleichung der Declinationsendungen hat auch bezüglich der harten und weichen
Pronominalstämme stattgefunden, wo gleichfalls die Endung der weichen Stämme den
Sieg davontrug, so daß aus to^a (dessen) ward, wie bei vseZa (jedes). Nur im
Osten des Sprachgebietes und im Frageworte koZa (wessen) ist das Merkmal der harten
Stämme geblieben.
In ähnlicher Weise hat das Adjectivum die doppelte Declination bis auf einige
Reste aufgegeben und kennt meist nur eine Declination. Während nämlich das Adjectiv
der altslovmischen Sprache eine nominale und eine zusammengesetzte Declination hat, von
denen die letztere deu Gebrauch des Artikels anderer Sprachen ersetzt, kennt die heutige
slovenische Sprache nur die zusammengesetzte Declination. Nur im Nominativ und Accusativ
singularis mascnliui sind beide Declinationen erhalten, außerdem gibt es Reste der
nominalen in Redensarten und adverbiellen Ausdrücken. — In gleicher Weise ist die
Conjugation des Zeitwortes vereinfacht. Das Imperfectum wird heutzutage durch das
Perfectum eines imperfectiven Verbums wiedergegeben, ähnlich der Aorist theils durch
das Präsens theils durch das Perfect eines perfectiven Verbums. Dadurch siud das
Imperfectum und der Aorist gegenwärtig überflüssig geworden und sind meist ausgestorben.
Indeß vorhanden waren sie auch in der neuslovenischen Sprache, wie dieses nicht blos die
Freisinger-Denkmäler, sondern auch spätere Schriftwerke des XV. und XVI. Jahrhunderts
darthun, ja theilweise ist das Imperfectum dialectisch uoch vorhanden. Die Mannigfaltigkeit
der Verbalstämme ist geblieben, die Conjngationsendungen auch. Nur in der ersten Person
singularis findet sich überall die Personalendung m. Während man also im Altslovenischen
z. B. ein nes^ (ich trage) und venu, (ich weiß) unterschied, lanten in der heutigen
Sprache beiderlei Verba auf in aus: nesem, vöm. Es finden sich aber nicht minder auch
diesbezügliche dialektische Reste mit o-Formen. Von allen Participien ist nur das des
Präsens passivi ausgestorben; die diesbezüglichen Bildungen wie öeriiin (der Bräutigam)
werden als Substantiv« gefühlt. Ersetzt wird das genannte Particip durch das Particip
persecti passivi der Verba impersectiva. Wenn demnach ein Vereinfachen uud Zusammen-
fließen von Formen das Merkmal der sich fortentwickelnden flovenifchen Sprache bildet,
so hat sich der wesentliche Kern erhalten sowohl im Wurzelschatze als auch in den Nominal-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch