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und Verbalstämmen. Ja die Eigenthümlichkeit der slavischen Verbalstämme, wodurch der
Charakter der Handlung als momentan, dauernd, einmalig, wiederholt, einmalig dauernd,
wiederholt dauernd, beginnend, vollendet zum Ausdruck gebracht wird, hat sich nicht blos
erhalten, sondern theilweise durch die Bildungen auf — evam zum Ausdruck der gewohn-
heitsmäßigen Wiederholung noch erweitert. — Andere Eigenthümlichkeiten der sloveuischen
Sprache lassen sich kurz berühre». Die gewöhnlichen Adverbia werden nicht vom Local
gebildet wie im Altslovenischen, sondern vom Accusativ des sächlichen Adjectivs: nicht
löxe (schön), sondern lexc». Einige Pronominalstämme sind ausgestorben oder nur in
Redensarten oder Zusammensetzungen erhalten. Im Ausdruck äo sik mal (bis zu dieser
Zeit) oder letos (Heuer) ist das Pronomen si>, si, se erhalten, während es sonst nicht
mehr lebt. Dafür finden sich neue Pronomina, z. B. das Fragewort (was) für
das altslovmische ei-tc>. Ähnliche Neuerungen finden sich auch in einigen Conjnnctionen
und Partikeln.
Die Sprache der Slovenen läßt zwei Gruppen von Dialecten unterscheiden, die
nordwestliche und die südöstliche Gruppe. Die nordwestliche Grnppe umfaßt in Steiermark
das Gebiet, welches westlich von der vormals pannonischen Grenze liegt, mit Ausnahme
der Saveebene zwischen der unteren Sotla und der Save, ferner das slovenische Kärnten,
dann Oberkraiu, den nördlichen Theil des Görzischen und das slovenische Gebiet in
Venetien. Die südöstliche Gruppe umfaßt die übrigen slovenischen Gebiete, so zunächst im
vormaligen Paunonien das Gebiet der ungarischen, dann das der steirischen und kroatischen
Slovenen und der Leli Xr^'nei im Bezirke Cernembl, ferner Unter- und Jnuer-Krain,
dann den slovenischen Theil Jstriens und des Gebietes von Triest und den südlichen
Theil des Görzischen. Die Eigenthümlichkeiten der Dialecte zu kennzeichnen, ist schwierig,
da die Abweichungen oft geringfügig sind und in den Abweichungen selbst allmälige
Übergänge platzgreifeu. Zumeist liegt die Verschiedenheit in der Aussprache der Vocale,
theilweise auch in jener der Eonsonanten, die Flexion und der Wortschatz fällt weniger
ins Gewicht.
Der Unterschied der Sprache der eben bezeichneten zwei Gruppen beruht zuuächst
in der Aussprache des altslovenischen M. Während nämlich dieser Laut iu den Fällen,
wo er lang bleibt, innerhalb der südöstlichen Gruppe als s, das ist, wie ein zu i sich
zuueigeudes langes e oder als H, stellenweise selbst als ^ gesprochen wird, bekommt er in
den Dialecten der nordwestlichen Gruppe die Lautform is uud i. Das Wort
(Stern) z. B. lautet bei den Slovenen Ungarns und der benachbarten Steiermark
2vc>i?äÄ, ebenso in Unterkrain avej^än, unter den kroatischen Slovenen 2ve?«Zn, bei
Rohitsch in Steiermark dagegen in Kärnten bei Tolmein zvienäa, bei
Eirkno im Görzischen 2v>2<Za, ebenso auch im Venetiauischeu Die gleichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch