Seite - 236 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
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Lautverhältnisse bietet das Wort bese<ia (das Wort), evöt (die Blüte) und alle ähnlichen
Worte mit langein ö.
Ein anderes Merkmal der Dialecte der beiderseitigen Grnppen ist die Art der
Behandlung der Laute 61 und tl im Participium. Innerhalb der nordwestlichen Grnppe
bleibt der Zahnlaut vor I, während er in den Dialeeten der südöstlichen Gruppe meist
ausfällt. So sagt man z. B. in Kärnten pnäla (sie ist gefallen), in der pannonischen
Steiermark und in Unterkrain poln. Ähnlich pletln sein (habe geflochten) einerseits,
anderseits und alle ähnlichen Fälle so. Ferner wird in den Dialeeten der nordwestlichen
Gruppe dort k gesprochen, wo das Etymon und die Dialecte der südöstlichen Grnppe A
bieten. Das Wort Berg z. B. lautet in den Dialeeten der nordwestlichen Gruppe Korn,
in deueu der südöstlichen ssorn, ebenso das Wort brennen dort Iioreti, hier ^oreli und
andere ähnliche. Die angeführten drei Merkmale lassen den Unterschied der Sprache der
beiderseitigen Grnppen erkennen. Andere Kennzeichen kommen hinzu, welche die Sprache
einzelner Theile der beiden Grnppen auszeichnen. So z. B. wird im pannonischen Theile
Steiermarks außer dem Gebiete von Polstran und unter den ungarischen Slovenen das u
als ü gesprochen: 6uli (der Geist) lautet ciük, kruli (Brot) krük nnd so fort. Diese Aus-
sprache wird auch in einzelnen Gegenden Unter- und Jnnerkrains und des Görzischen
beobachtet. Der altsloveuische Halbvocal i. und l. wird in den betonten Silben bei den
Slovenen Kärntens und Steiermarks mit Ausnahme der Save-Ebene nnd des Sannthales
durch de» Vocal e, bei allen übrigen Sloveueu durch a ersetzt. So lautet z. B. das
altsloveuische cli.m. im erstgenannten Gebiete den, in Krain, im Görzischeu, Beuetianischen
und in der steirischen Save-Ebene und im Sannthale aber <Znn. Ebenso das Wort v,.si.
(das Dorf) einerseits ves, anderseits vas, oder v?emem vernein (ich nehme), msZa
maSn (die Messe) und so fort. Im Nesiathale kommt neben der Form 6an anch die Form
<l!n vor, wenigstens in Redeusarteu wie clin o,nu nuZ (Tag und Nacht).
Die Lantgrnppe Sc ans*sH oder*sh wird in den meisten Gegenden der pannonischen
Steiermark, Unter- und Juuerkrains vollständig, sonst aber als ein geschärftes S
gesprochen, z. B. puScam (ich lasse) lautet so im pannonischen Theile Steiermarks, ebenso
in Unter- und Jnnerkraiu, dagegen in Oberkrain nnd in Kärnten puSam. Doch hört
man um Tolmeiu z. B. auch smetiSöe (der Kehrichtplatz), dagegen in der steirischen
Save-Ebene smetiZe.
Aus diesen Beispielen geht hervor, daß sich einzelne Erscheinungen ans gewisse
Gebiete der einen Grnppe beschränken, aber zugleich auch auf Theile der audereu Gruppe
übergehen. Es dürfte kein Znfall sein, daß der altslovenische Halbvocal gerade in jene»
Gebieten durch e ersetzt wird, welche den Nordslaven, die den gleichen Ersatz haben, näher
liegen, dagegen durch n in anderen Gebieten, welche an die Kroaten grenzen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch