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sozusagen au de» Leib baute uud die der steirische Laudfriede König Rudolfs vvu 1277
zu zerstören befahl. Thatsächlich läßt sich für das XIII. Jahrhundert ein Zuwachs von
wenigstens 50 Bnrgen und von manchen derselben auch sicher oder ungefähr dieGrüudungs-
zeit nachweisen. So entstand bald nach 1230 die Burg Forchteustein zu Neumarkt, eine
einfache Anlage für Dienstmannen, aber typisch auch für den richtigen Adel, der besser zu
wohnen nicht gewohnt war und seine Wehrzwecke auch nicht entsprechender erreichen
konnte: auf beschränkter Kuppe innerhalb hoher Mauer eiu bescheidenes Wohnhaus
und in der tauglichsten Ecke ein massiver Thurm. Ungefähr um dieselbe Zeit baute der
Bischof von Seckan seine Burg Wasserberg im Galthale und 1263 der Statthalter König
Ottokars von Böhmen in Steiermark, Bischof Bruno von Olmütz, Burg Laudskrou iu
Bruck. Aber dieses, wie Wasserberg, entbehrte des Berchsriedes, wie denn überhaupt die
Burgen über den Städten dieses Merkmal fast ausnahmslos nie besaßen: sie waren eben
selber die Berchsriede der Städte. Um 1278 gestattete König Rudolf dem Kloster Admont
den Burgenbau zu St. Gallen und wo es die große Unsicherheit auf dessen Gütern
verlangen mochte. Eiu ganz treffliches Beispiel einer einfachen Burganlage bietet für jene
Zeit Schloß Thurn zu Baierdorf unweit Mnrau. Der Zufall, der so oft als Vernichter
einschreitet, hat uns dieses Object fast gänzlich erhalten, wie es 1290 ausgesehen, als die
Scharen Herzog Albrechts es ausbrannten.
Thurn ist nur ein Thurm, wie deren viele im Lande ragten, allein blos an wichtigen
Punkten. Wo er steht, ging ehemals der Saumweg aus dem Mnrthale durch die Katsch
ins Emisthal und anderseits über Ranten ins Lnngan. Er war offenbar für die Sicherung
der Handelszüge angelegt, und zwar in einem Viereck im Thale; ein mäßiger Graben und
eine niedere Mauer schloffen und schließen noch heute die Anlage ab. Man erkennt aus der
Form des Einganges, den kein Thorthurm bewehrt, und der Umfangsmauer, welche keine
Eckthürme flankiren, daß anfänglich und wohl lange hinter dem Graben blos ein
Pfahlwerk gestanden. In diesem Hofraume ist außer einem kleinen Wohnbau nur ein
Ökonomiegebäude; für mehr als heute war nie Platz und weniger reichte für die Besatzung
nicht; diese hauste in dem Thurmkolosse, der etwa vier Stockwerke hoch inmitten des
Hofraumes sich erhebt, geziert au der Ecke, wo der hölzerne Gang zur Pforte im ersten
Stock führt, mit einem gut erhaltenen Christofsbilde aus dem XIII. Jahrhundert. Die
Gelasse sind durch Holzböden geschieden und die Treppe» im Innern angebracht. Hätte
der Thurm nicht dem Erzbischof von Salzburg gehört, sondern Edelleuten, dann würde
er Zubauten und Erweiterungen erfahren haben, und die Kenntniß einer Originalanlage,
die uns zeigt, wie ungefähr jede Burg damals begann, wäre uns entgangen.
Es ist schou angedeutet worden, daß politische Verhältnisse recht wesentlich auf diese
Wehr- und Wohnbauten Einfluß uahmen. Eine kriegerische Zeit mehrte ihre Zahl und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch