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Grnudanlage aber waren sie fast alle, und mit ihnen ist das Land wie besät. Sie haben
der gesaminten Baukunst reichen Arbeitsstoff gegeben, und da fast durch 80 Jahre vviu
XVI. bis XVII. Jahrhundert Italiener die Bauthätigkeit im Lande beherrschten, begegnen
wir auch viel italienischer Architektur: so iu Obersteiuach und Friedstein, das aus-
drücklich als ,italiani?ato" bezeichnet wird, in Schwamberg, in dem uugemeiu zierlichen
Limberg in Herberstein, und spät und blos theilweise an der Bnrg zu Marburg.
Nicht ohue Einfluß aus die Befestigung und den Ansban der Burgen nnd Schlösser
im Lande blieb die Neuanlage der Festungswerke in Graz und bei den östlichen Grenz-
städten. Die Übertragung eines so kostbaren und im Grunde auch überflüssigen Systems
öffentlicher Wehrvorkehrungen auf Privatbanten schuf Werke, die man füglich excen-
trische Bnrgen nennen kann. Wenn einzelne Bauten, wie Gleichenberg und Neuberg, sich
mit Bastionen verstärkten, so war dies erklärlich und genügend. Aber die Umgestaltung
der Riegersburg durch ein Zickzack von Bastionen, durch welche sieben Thore bis zum Fels-
plateau führten, war blos ein Werk der Banwnth einer landbekannten zanksüchtigen Frau,
welche im offenen Selbstbekenntniß auf deu Plasmid eines Zimmers den Vers setzte:
„Baue» ist ein jchöncr Lust,
Was es mich kost', ist mir bewußt."
Nicht minder excentrisch, aber als Ausfluß hochgradigen Ständebewußtseins auf-
zufassen, ist der Umbau von Nenhans durch den Graseu Ferdinand von Tranttmausdorfs
(1660). Er setzte in einer Gegend, die von 1290 bis in unsere Tage keinen Krieg gesehen,
ein italienisches Schloßviereck auf eine kolossale Terrasse von Bastionen, und nannte das
neue Werk Trautenfels.
Im XVI. Jahrhundert tritt uns eine ganz aparte kleine Reihe von Wehranlagen
entgegen volksthümlicher Natur, die man Volksbnrgen ueuuen könnte. Ihre Keime
liegen in dem alten Branche des Volkes, bei feindlichen Einfällen in der Kirche Schntz zu
suchen und vom ummauerten Friedhofe aus sich zu wehren. Da aber die constanten
Türkengefahren wesentlich ans der Hauptlinie an der Raab sich entluden, legte man daselbst
zu Fehriug, Feldbach uud Weiz dauernde Befestigungen um die Kirchen an. Man nannte
sie aus de» Hussiteuzeiteu her mit dem eingebürgerten Namen Tabor, der aber eigentlich
nur eine vorübergehende Verschanzung bedeutete. Diese Tabore waren Vierecke, zum Theil
mit feste« Ruudthürmeu, uud schlössen die Kirche ein. An der Innenseite der Mauern
klebten die Häuschen, wo die Flüchtigen ihre beste Habe und sich selbst uuterbrachteu. Und
so fest waren die Anlagen, daß die Vertheidiger auch dem ersten Angriffe eines Streifeorps
leicht widerstehen konnten. Der interessanteste und besterhaltene ist jener zu Feldbach,
bei dem die Rückseiten der inwändigen Hänschen die Außenmauern bildeten. Weit beengter
im Raume, festuugsartiger, aber auch in profaner Bantechnik ausgezeichneter nnd
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch