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fahrender Comödianten öffentlich gegen Entgelt dargestellt wurden. Leider weiß man
gar nichts über die Musik bei derlei Darstellungen.
Der Venetiauer Pietro Miugotti scheint der erste gewesen zu sein, der es unternahm,
durch eine längere Zeit hindurch alljährlich mit seiner Gesellschaft im Frühling, Herbst
und während des Faschings in einem dazu besonders erbauten Theater am Tummel-
plätze zu Graz italienische Opern aufzuführen. Er begann im Herbst 1736 mit der
Vorstellung der Oper ubanckonata. Auch in den nächsten Jahren, ausgenommen
das Jahr 1741, in welchem die Gesellschaft in Preßburg war, wurde» je fünf bis sieben
neue, zumeist große italienische Opern, mitunter auch Intermezzi und komische Opern
ausgeführt. Ungeachtet dieser großen Abwechslung vou Schöpfungen eines Hasse, Galnppi,
Giacomelli und auderer berühmter Componisten und ungeachtet der Vorführung sehr
bedeutender Sängerinnen und Sänger, wie der Marianna Pirker, Rosa Costa, Elisabetta
Moro und eines Canini, Giorgi und Anderer unter Sealabrinis Leitung fand sich Mingotti
schon bald nach dem Beginne seiner Grazer Unternehmung bemüßigt, sich an die Hof-
kammer und an die Landschaft „um eines Gnadens Auswurf" bittlich zu wenden und
noch vor Ablauf der zehn Jahre, für welche er das Recht zu Opernvorstellungen erlangt
hatte, nämlich schon im Jahre 1743 sein auf 550 Guldeu geschätztes Theater seiuem
Hauptgläubiger zu überlassen und anderwärts sein Glück zu versuchen. Im Theater am
Tummelplatze gab es dann Eomödien aller Art. Erst nach der Eröffnung des land-
ständischen Theaters kam im Jahre 1776 etwas mehr Stetigkeit in das Grazer
Theaterwesen. Im ersten Jahrzehnt des Bestandes dieser Bühne standen italienische und
zwar zumeist komische Opern von Anfoffi, Galuppi, Gazzaniga, Parsiello, Salieri, Sarti
und Anderen auf der Tagesordnung derselben, neben welchen allmälig auch Singspiele und
Opern deutscher und französischer Componisten (Mozarts Entführung und Figaros
Hochzeit im Jahre 1788) häufiger zur Aufführung kamen.
Über die Beschaffenheit der Gesangs- und Jnstrumentalkräste der Grazer Oper ist
nichts zu sagen, was sie von der in anderen größeren Provinzhauptstädten unterscheiden
würde. In Leoben, Marburg uud Pettau fanden gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
anf den um jene Zeit dort erbauten Theatern und später mitunter auch Aufführungen
kleiner Opern, Duodramen und dergleichen durch DilettaUtenvereine statt; in Graz
bestanden schon lange vorher Dilettantentheater, an denen auch der Adel thätigen Antheil
nahm; aber von einer staudigen Musikkapelle eines steirischen Adeligen ist nichts bekannt.
Eine viel größere Bedeutung als für das Opernwesen hatten Dilettanten und
Dilettantenvereine für das Coucertwefeu. Leider reiche» die Nachrichten über Concerte
oder, wie man damals sagte, Akademien kaum über das vorletzte Jahrzehnt des XVIII. Jahr-
hunderts zurück. Eine der ältesten meldet, daß im Jänner 1787 dem großen Josef Haydn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch