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zu Ehren im Reinerhof eine musikalische Akademie gegeben wurde, die er selbst dirigirte
und wobei nur Stücke seiner Compositiou ausgeführt wurden. Johann Kalchberg feierte
Haydns Anwesenheit durch ein Gedicht. Solche Concerte mit sehr gemischten Programmen
fanden gewöhnlich an theaterfreien Tagen und oft für Wohlthätigkeitszwecke statt. In den
Jahren 1811 bis 1813 betheiligte sich auch Beethoven an mehreren Wohlthätigkeits-
concerten durch Überlassung und Zusendung von Compositioneu zur Aufführung. Die erste
ständige Vereinigung von Dilettanten zur Pflege der Musik: der steiermärkische
Musikverein, erwuchs aus der im Jahre 1815 von Grazer Akademikern gebildeten
musikalischen Gesellschaft und organifirte sich nach dem Mnster der Gesellschaft der Musik-
freunde in Wien. Seit seiner Entstehung bis in die Gegenwart behauptete der steier-
märkische Mnsikverein den Rang des ersten Concertinstitutes im Lande, welches dnrch lange
Zeit gute Concertmusik aller Art, namentlich auch Oratorien, sorgfältig zur Aufführung
brachte, jetzt aber sich zumeist auf die Pflege großer Justrumentalwerke und die Vorführung
hervorragender Künstler beschränkt und die Pflege des Männergefauges den inzwischen
entstandenen Männergesangvereinen, namentlich dem rühmlichst preisgekrönten
Grazer Männergesangvereine und dem jugendfrischen deutsch-akademischeu Gesangvereine,
die Pflege der Oratorien und großen Chorwerke für ungleiche Stimmen aber dem Sing-
vereine überläßt. Der Musikverein wirkt seit seiner Entstehung anch als Unterrichtsanstalt
für fast alle Orchesterinstrnmente und Gesang und kann sich rühmen, manchen hoch-
angesehenen Künstlern und Künstlerinnen die ersten Wege zur Meisterschaft gewiesen zu
haben. Zahlreiche musikalische Vereine, denen sich in neuester Zeit der Richard Wagner-
Verein zugesellt hat, gibt es auch außerhalb der Laudeshauptstadt überall, von welchen mir
die Musikvereine zu Leoben, Marburg, Pettau und der Mürzthaler Sängerbund genannt
werden mögen.
Mit wenigen Ausnahmen haben alle steiermärkischen C o m p o n i s t e n und
Virtuosen, deren Namen über die Grenzen des Landes drangen, ihre Studien auswärts
gemacht oder doch vollendet, so die Componisten Johann und Robert Fuchs, Heinrich
von Herzogenberg, Richard Hellberger, Wilhelm Kienzl, Felix Weingartner und der
seinerzeit von Grazer Beurtheilern einem Beethoven und Schubert au die Seite gestellte
höchst vielseitige Compouist Anselm Hüttenbrenner (1794 bis 1868); deßgleichen die
Freiherrn Eduard von Lannoy (1787 bis 1853), E. M. von Savenan und Wilhelm Meyer
(Remy), die in Steiermark eine zweite Heimat gefunden haben. Ebenso die Sängerinnen
Amalie Joachim, Amalie Materna, Hedwig Roland, der Wagner-Sänger Emil Scaria,
die Violinvirtuosinneu Marie Soldat und Gabriele Wietrowetz, die Violinspieler Richard
Sahla und Franz Wilczek, die Pianisten Anton Halm, Eduard Pirkhert, die Piauistiu
Charlotte vou Eisl, Marie Banmaier und Andere. Eine seltene Ausnahme macht der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch