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der Schwerttanz, der Reifentanz, der Pfannhanferische, wohl nur noch als historische
Merkwürdigkeiten im Oberlande bei besonderen Gelegenheiten gezeigt werden, wie etwa
auch die alten Holerflöten und Schwegelpfeifen, die Wurzelhörner und „das hölzerne
Gelachter". Das Tanzmusikorchester bestaud aus zwei Kleingeigen, einer Großgeige
(Baßgeige) und dem Hackbrett (Cimbal); jetzt ist das Hackbrett höchst selten mehr im
Gebrauche und an die Stelle der ersten Geige leider oft eine quickende Clarinette gesetzt
worden. Im Nothfalle genügt eine Geige und Zither, die aber am Lande auch schon selten
zu werden beginnt, während schreiende Drehorgeln oder abscheuliche Zugharmoniken nur
allzu häufig Verwendung finden. Es gibt übrigens hier und da auch auf dem Lande stärker
besetzte Orchester, in welchen das eine oder andere Blechinstrument eine mehr oder weniger
lärmende Rolle spielt, trotzdem aber manchmal von dem Strampsen und Stoßen der
Tänzer mit den Füßen, dem Johlen und Jauchzen derselben übertönt wird. Wie einst
die Zünfte, haben jetzt viele Feuerwehren ihre Musikkapellen, welche oft, wie in größeren
Städten die Stadt- und Militärmusikkapellen, auch zu Tauznnterhaltnngen gerufen werden.
Wie schon in alten Zeiten ist es auch jetzt noch auf dem Lande sehr gewöhnlich, daß
die Tänzer den Spielleuten ein Lied vorsingen, nach welchem dann der Tanz gespielt
werden soll. Auf diese Art entstanden zahllose Tanzlieder, die der Melodie nach sich in
nichts vom steirischen Ländler oder Walzer unterscheiden. Auch die aus anderen Anlässen
erfundenen sogenannten Vierzeiligen bestehen regelmäßig aus acht Dreivierteltacten und
gleichen zumeist den Tanzliedern; es gibt aber auch zwei- und drei- oder sechszeilige
„Schnadahüpfel" und darum auch sechs-, zehn-, zwölf- und dreizehutaetige Melodien solcher.
Ein Tanzlied, aber ein Lied ohne Worte ist auch der Jodler , in welchem unaussprechliche
Sehnsucht und Wehmuth, jedoch auch das Gefühl reinster Lebensfreude und Lust am
unmittelbarsten und kräftigsten ausklingen. Besonders das Oberland, das überhaupt weit
sanglustiger ist als Mittel- und Südsteiermark, besitzt einen Schatz herrlicher Jodler, die
für sich oder an Lieder anschließend gesungen werden. Außer diesen echtesten Volksliedern,
den Tanzliedern, Schnadahüpfeln und Jodlern, wurden und werden in Stadt und Land
Volkslieder mannigfachster Art gesungen, deren musikalische Gestalt aber kaum Anlaß zu
besonderen Bemerkungen bietet, da sie im wesentlichen mit den bisher besprochenen mehr
oder weniger übereinstimmen, wie die meisten im Dialeet gesungenen Liebes-, Alm-,
Jäger-, Wildschützen-, Holzknecht- und Bauernlieder, oder mehr oder weniger Gemeingut
aller Zweige des baierisch-österreichischen Volksstammes sind.
Von diesen Liedern stehen nicht wenige in der geraden Tactart; aber die weitaus
überwiegende Mehrzahl aller steirischen Volkslieder bewegt sich im dreitheiligen Tanz-
rhythmus und noch viel seltener als der gerade Tact ist die traurig stimmende Molltonart.
Die meisten Volkslieder werden einstimmig oder zweistimmig gesuugeu, nur Jodler nicht,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch