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verfaßte „Frauendienst" und das 1257 abgefaßte „Frauenbuch" spiegeln nicht nur das
Leben der höfischen Minnesänger, des abenteuerlichen Ritterthums wieder, sondern
insbesondere der „Frauendienst" bietet auch so viel Schilderungen aus dem Leben Ulrichs,
daß wir in der Lage sind, daraus eine große Periode
desselben kennen zu lernen. Noch sind die Trümmer
der Frauenburg in Obersteiermark bei Unzmarkt
erhalten, in der Ulrich von Lichtenstein geboren sein
soll. In derselben Burg wurde erst im Jahre 1871
der Grabstein Ulrichs mit der Inschrift: ,Hie leit
VIriek dises kovses relltter erde" und damit eines
der interessantesten Steindenkmale entdeckt, welche zur
Geschichte unserer Literatur in Beziehung stehen.
Allerdings wurde die Echtheit des Denkmales von
einigen Seiten bestritten. In seinein Frauendienst
schildert der Sänger seine Liebe zu der ungenannten
Herrin. Das ganze Werk hat culturgeschichtlichen
Werth durch die Schilderungen aus dem höfischen
Ritterleben, besonders hervorragend sind die einge-
streuten schönen Minnelieder. Das „Frauenbuch" in
Gesprächsform trägt mehr didaktisches Gepräge.
Noch ist eine Reihe von Minnesängern zu
nennen, welche zum großen Theile zur Zeit Ulrichs
lebten. Bevor wir dieser gedenken, sei der in der
zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts in Steiermark
lebende Spielmann Heinrich der Vogler erwähnt,
welcher sich dem Sagenkreise zuwandte, der Dietrich
von Bern behandelte und Bearbeitungen älterer
Dichtungen vornahm, aus denen er seineSpielmanns-
Ter Grabstein Ulrichs von Lichtenstein in der gedichte mit verschiedeneu Hinzufügungen zusammen-
Jalobskirche aus der Frauenburg. „
stellte. Ein kräftiger epischer Ton zeichnet, wie alle
Dichtungen des erwähnten Sagengebietes, auch diese poetischen Schilderungen der Flucht
Dietrichs zu den Hunnen und der Schlacht bei Ravenna aus.
Eine ritterliche Dichtergestalt, ähnlich dem Lichtensteiuer und mit diesem sogar
durch freundschaftliche, ja verwandtschaftliche Bande verknüpft, ist Herrand von Wildon.
Auch er war ein Gegner des Böhmenkönigs Ottokar, dem er mehrere Burgen abtreten
mußte, die er später wieder eroberte. Wir kennen von ihm einige Minnelieder und vier
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch