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haben Stoffe aus der Geschichte Steiermarks in der Form des Romanes oder der Novelle
bearbeitet. Zu diesen gehören Franz Mitterbacher, der 1878 als Bibliothekar des
Joannenms in Graz starb und sich insbesondere die Zeit des XVI. Jahrhunderts und
die Franzoseninvasion in Steiermark zum Hintergrund seiner historischen Erzählungen
wählte, ferner Frank, der die Geschichte der Cillier Grafen zum Vorwurfe eines historischen
Romanes machte, Eduard Damisch, dessen Erzählungen zumeist der Geschichte Pettaus
entnommen sind, nnd Hans von Zwiedineck. Isidor Proschko hat ebenfalls heimische Stoffe
bearbeitet und insbesondere die Verschwörung des Andreas Tattenbach im Roman
behandelt. Als Romancier ist noch Franz Zistler zu nennen, von dem auch einige
dramatische Stücke zur Aufführung gelangt sind. Unter den Dichtern, welche vorwiegend
auf epischem Gebiete thätig waren, verdienen besondere Erwähnung Fritz Pichler, Wilhelm
Fischer und Thomas Schlegel, ersterer hat in einer Novelle in Versen: „Margaretha
von Schweden" und in einer Reihe von Balladen ein kräftiges Talent bekundet, Fischers
Epos „Atlantis" ist eine philosophische Dichtung von großer Tiefe, Schlegel weiß ältere
Sagenstoffe anmuthig poetisch zu gestalten. Alle drei sind auch als Lyriker hervorgetreten,
Fischer hat außerdem Novellen veröffentlicht, welche sein Talent in Helles Licht stellen.
Beinahe ausschließlich auf dem Gebiete der Lyrik haben schöne Erfolge aufzuweisen:
Philibert Dorn (Josef Philibert Freiherr von Lazarini), Justus Frey und Josef Mayr
Tüchler. In der jüngsten Zeit haben Adolf Hagen und K. W. Gawalowsky kräftige Töne
znr Verherrlichung des deutschen Volkes und des deutschnationalen Gedankens angeschlagen,
der letztgenannte hat auch iu ähnlichem Sinne die poetischen Erzählungen „Egerberg" und
„Ramphold Gorenz" verfaßt und 1886 ein „Steiermärkisches Dichterbuch" herausgegeben,
welches die zeitgenössischen Lyriker der Steiermark in schön gewählten Proben vorführt.
Ernst Wechsler hat auf lyrischem uud epischem Gebiete formschöne Dichtungen geschaffen,
welche allerdings oft den Charakter des Wilden und Düstern („der unsterbliche Meusch"),
immer aber tiefes poetisches Gefühl zeigen. Glühende Empfindung waltet in den Liedern
von Margaretha Halm vor, die auch mit einem Romane hervorgetreten ist. Einer überaus
liebeuswürdigeu jungen Dichterin begegnen wir in Sophie von Khnenberg, einem
originellen Talente auf dem Gebiete prosaischer Märchendichtung in Emil Ertl, der eine
Sammlung „Liebesmärchen" verfaßte. In jüngster Zeit hat Edith Gräfin Salbnrg
durch ihre Dramen: „Der Hochmeister von Marienburg" und „Der Kronanwalt" ferner
durch eine Sammlung formschöner „Gedichte" die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt uud Haus
Schuitter als epischer Dichter und Erzähler humoristischer Soldateugeschichteu Beachtung
gefunden. Von Dramatikern können aus der jüngsten Zeit wenige Namen genannt werden.
Anßer den schon erwähnten haben Fritz Pichler, Wilhelm Rullmann, Ed. Galler,
E. Spork und Karl Morre theils ernste, theils heitere dramatische Prodncte verfaßt und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch