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jedoch nur der die Hauptfronte domiuirende Mittelthurm mit reich profilirtem und
sculpirtem Portal, oben ins Achteck übergehend und mit spitzem Helm versehen, übrig. Im
Innern zeigen die Birnstabrippen der Gewölbe in den fünf Jochen bis zur Gnadenkapelle
den alte» Bestand, alles Übrige erlitt durch Um- und Zubauten des XVII. Jahrhunderts
vollständige Veränderungen. — In der Gesammtanlage mit Maria-Straßengel überein-
stimmend, nur von größeren Dimensionen ist die Pfarrkirche zu Maria-Neustist am
Pettauerfelde auf dem Ausläufer einer waldbewachsenen Hügelkette. Der Thurm ist hier
in die Westfronte eingebaut, demselben legt sich zwischen den stark vortretenden Strebe-
pfeilern eine offene Eingangshalle vor. Das Portal ist doppeltheilig, schön gegliedert, ein
Relief, den Tod der Maria darstellend, im Bogenfelde. Auch die Chorpartie erhält durch
schöne Maßwerkfenster und mit Fialen ausgebildete Strebepfeiler ein reiches Ausehen.
Das Innere des Chores enthält Wandnische» (Sedile) von bewunderungswürdiger
Steinmetzarbeit. Ehemals war der Platz um die Kirche befestigt und bietet das Plateau
ein herrliches Panorama über die Ebene, weit hinaus bis zum Bachergebirge und die
Gora bei Gonobitz.
Graz besitzt drei Hallenkirchen aus der letztereu Zeit der gothische» Periode. Der
Dom St. Ägidius, dessen Bau unter Kaiser Friedrich III. stattfand und im Jahre 1456
vollendet wurde, hat acht Polygone Pfeiler mit je vier Diensten, blattlose Capitäle und
reiche Netzgewölbe, die auch in dem lang gestreckten Chor vorhanden sind. Letzterer ist
wesentlich schmäler als das Mittelschiff, jedoch um fünf Stufen über den Kirchenfußboden
erhoben. Das Äußere ist unansehnlich, ein Thurm fehlt gänzlich, nur in der Westfront
befindet sich ein reicher behandeltes wappengeschmücktes Portal, dessen Bogenleibung die
Form eines sehr gedrückten sogenannten Eselrückens zeigt. — Die Stadtpfarrkirche zum
heiligen Blut, ursprünglich dem Dominicanerorden gehörig, 1512 bis 1520 erbaut, sowie
die wohl früher entstandene Fraueiseauerkirche stimmen mit dem Dome in Anlage und
Durchführung ziemlich überein.
Hier möge die verhältnißmäßig kleine Pfarrkirche von Fernitz bei Graz angereiht
werden. Einzig in ihrer Art ist die Lösung des Chorschlusses. Ilm einen auf der Achse des
Mittelschiffes stehenden Pfeiler schließen sich die Seitenschiffe im halben Sechseck,
demgemäß entstehen kunstvoll angeordnete dreieckige Zwickelgewölbe. Wählend sechs
Pfeiler mit je vier Diensten profilirt sind, haben die zwei übrigen deren acht und der
mittlere, sechsseitige, sogar zwölf Dienste. Der Westseite legt sich ein massiger Thurm vor,
der unten eine mit Netzgewölbe überspannte Vorhalle bildet. Zu den Hallenkirchen sind
weiter zu zählen: die Wallfahrtskirche Maria-Bärneck (Pernegg), circa 1461 erbaut.
Ein kleiner oblonger Thurm mit querlaufeudein Walmdach ruht auf einem die beiden
Mittelstrebepfeiler der Hauptfronte verbindenden Bogen; unter demselben befindet sich ein
so»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch