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blos die Meisterschaft des Steinmetzen in seiner vollendeten Steinschnitttechnik. — Zn den
bedeutendsten kirchlichen Bauten des Landes zählt auch die Pfarrkirche zu Gröbming,
Bei einer Weite von über zwölf Meter sind auch hier die Strebepfeiler zum Theil nach
Innen verlegt und bewirken eine kräftige Gliederung desselben. St. Oswald in Eisenerz,
dessen Gründung die Tradition dem Kaiser Rudolf von Habsbnrg zuschreibt, jedenfalls
aber unter Friedrich III. 1471 bis 1493 neu erbaut, liegt auf einer Anhöhe und ist von
Ringmauern umgeben. Dem massigen Thurme au der linken Seite des Langschiffes ist
nördlich angebaut eine Lorettokapelle von 1506. Die Musikempore an der Westseite wnrde
erst 1517 errichtet. Demgemäß trägt sie auch Formen der Spätzeit zur Schau, zum
Beispiel gewundene Säulchen, naturalistisches Astwerk in den Brüstungsgalerien.
An 140 einschiffige Kirchen zählt die Steiermark, meist aus dem letzten Zeitraum
der gothischen Epoche, für welche eine gewisse Anordnung typisch erscheint, die stets von
malerischer Wirkung ist. Der Thurm mit hohem Walmdach ist nämlich gewöhnlich dem
Polygonen und mit Strebepfeilern versehenen Chore seitlich angebaut uud enthält unten
die Sacristei, darüber ein Empore. Ein Beispiel hierfür ist das Landkirchlein in
Kirchdorf bei Bärneck. — Bemerkt sei hier, daß von der ältesten Karthause iu
Österreich und Deutschland, Seitz bei Eilli, mit einschiffiger schlanker Kirche von edlen
Verhältnissen, mit Mauern und Thürmen nmgeben, nur mehr Ruinen übrig sind. Die
Priorengruft allein in der Mitte des einstigen Kreuzganges, eine Art gothischer Karner
des XV. Jahrhunderts, achteckig mit Sterngewölbe blieb erhalten. Solche finden sich
vereinzelt noch im Lande, wie in Maria-Zell, Aslenz, am Friedhofe in Frohnleiten und
in Neumarkt. Unter den eigentlichen Friedhofkapellen bietet wohl die Sebastianskapelle zu
Marein im Mürzthale das schönste Beispiel. Quadratisch im Grundriß, mit drei
Achteckseiten abschließend, öffnen sich nach den drei Hauptseiten Fenster. In der Mitte der
Vorderseite ist ein schmales, mit Eisengitter geschlossenes Thürchen angebracht. An der
nördlichen Ecke befindet sich eine von innen zugängliche Kanzel mit Steindeckel. Im
Ganzen eine zierliche und malerische Anlage von vorzüglicher Steinmetzarbeit.
Zum Schlüsse sei von Profanbauten das Arkadenhaus in Bruck hervorgehoben,
welches 1494 bis 1513 von Pankraz Kornmeß erbaut wurde. Über einem Laubengange
von sechs weiten Segmentbogen auf massigen Rundsäulen baut sich im Mitteltheile des
Gebäudes über dreien derselben eine Loggia von sechs Öffnungen auf, deren Gewölbe aus
krummlinigem Netzwerk besteht. Die Archivoltbogeu sind unten seitlich ebenfalls segment-
bogig, in der Mitte im flachen Eselsrücken gebildet, dazwischen befinden sich über den
Sänlen Fialenschastansätze auf Cousoleu. Oben durchkreuzen sich die geschweiften Bogen
sogar. Trotz der nüchternen Umgebung nimmt dieses Architekturstück hohes Juteresse für
sich in Anspruch.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch