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so werden wir nicht irregehen, wenn wir ihm diesen Saalbau zuschreiben. Der zweite
ist der für Johann Josef Grafen von Wildenstein 1702 erbaute Palast innerhalb des
Paulosthores (nach dem Aussterben der Wildenstein im Besitze des Stiftes St. Lambrecht,
heute allgemeines Krankenhaus), ein charakteristischer Barockbau, außer dem ebenerdigen
nur ein Hanptgeschoß enthaltend und mit einem Halbstock abschließend. An den Sohl-
bänken der Fenster ist hier das Motiv der geflügelten Adlerkralle aus dem Wilden-
stein'schen Wappeu in genialer Weise deeorativ verwerthet. Daß der uns unbekannte
Architekt ein Italiener ist, darüber kann kein Zweifel bestehen. Er ist ein Barockkünstler
schärfster Tonart, wie die in runden Nischen der Pilaster stehenden Säulen beweisen,
welche überdies nicht kreisrund, sondern elliptisch gebildet sind, eine barocke Über-
schwänglichkeit, der wir selbst in Italien nicht begegnet sind.
Das dritte Werk ist der zwischen 1700 und 1710 für den Grafen von Attems
erbaute Palast in der Sackstraße. Derselbe hat genuesischen Charakter und macht durch
seine schönen Verhältnisse, durch die kräftige Rustiea des imposanten Portalbaues und
durch die lebhafte Plastik der Fensterarchitekturen in den zwei gleichwerthig gehaltenen
Geschossen einen gewaltigen Eindruck.
In der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts entstehen in Steiermark noch einige
bedeutende Werke, von denen als hervorragendster Renaissance-Kirchenbau des ganzen
Landes die Stiftskirche zu Pöllau, 1701 bis 1725 von Joachim Carlon erbaut, zu ueuueu
ist, — einschiffig, beiderseits mit tiefen Kapellen, welche die Seitenschiffe ersetzen, Quer-
schiff und Sanctuarium von halbkreisförmigen Absiden abgeschlossen, über den Kapellen
Emporen, über der Vierung eine Kuppel, die Wände mit korinthischen Pilastern in
Stuckmarmor gegliedert. Diese Anlage, an Solaris Dom zu Salzburg erinnernd, macht
durch die Klarheit der Disposition, durch den Mangel alles Schnörkelwerkes einen
vollendeten Eindruck.
In den Anfang des XVIII. Jahrhunderts fällt auch die Vergrößerung des Stiftes
Admout. 1734 beginnt der Umbau des Stiftes uach dem heute noch verhandenen Plane
des Gotthard Hayberger, Bürgers und Architekten von Steyr. Nach diesem grandiosen
Entwürfe sollte das Stiftsgebäude eine Länge von 360 Meter erhalte», also nur um
80 Meter weniger als der größte Palast der Welt, der Vatiean. Es kam aber nur eiu
Theil wirklich zur Ausführung, so daß sammt dem 1766 vom Grazer Baumeister Josef
Hueber fortgeführten Nord- und Osttract noch immer nicht die Hälfte des Riefenprojectes
verwirklicht würde.
In den Sechziger-Jahren erfolgte auch die innere Ausschmückung des berühmten
Bibliotheksaales, welche in den Jahren 1775 bis 1776 durch die Fresken Altomontes
ihren Abschluß erlaugte. Ist die Architektur des Stiftsgebäudes gegeu St. Lambrecht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch