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das Enns- und Paltenthal mit ihren Seitenthälern und die Umgebung von Anssee. Die
Milchergiebigkeit der Bergschecken wird allenthalben gelobt, doch ist ihre Mastfähigkeit und »
Zugleistung keine bedeutende, weßhalb sie mehr und mehr von den genügsamen Pinzgauern
verdrängt werden, deren wirthschaftlicher Werth als Melk-, Zug- und Mastvieh insbesondere
in den letzten Jahren in vielen Bezirken des Mittellandes erhöhte Anerkennung gefunden
hat. Außer den oben bezeichneten Zuchtgebieteu wird in allen übrigen Theilen des Landes,
namentlich im Mittel- und Unterlande, mit Ausnahme einzelner Stammzuchten keine
Reinzncht betrieben. Das racelose Rind dieser Landestheile, das in verschiedenen Bezirken
verschiedener Abstammung ist, wird, wenn auch uicht zutreffend, cnmulativ als Landschlag
bezeichnet. Zur Verbesserung desselben werden Stiere der einen oder der anderen reinen
Landeszucht mit theilweiser Unterstützung des Staates und des Landes verwendet. Das
größte Hinderniß einer rationellen Rindviehzucht, der Mangel an sprnngfähigen Stieren,
ist durch das gegenwärtig bestehende Landesgesetz zur Hebuug der Riudviehzucht beseitigt,
und äußern sich die wohlthätigen Folgen dieses Gesetzes allenthalben in der raschen
Verbesserung der Körperformen der Rinder, wenn auch die strenge Durchführung des
Gesetzes nicht allerorts bei der bäuerlichen Bevölkerung Anklang findet. Nach den beiden
Zählungen vom Jahre 1870 und 188(1 hat die Zahl der Rinder um 67.000 Stück
zugenommen, wovou über 31.000 auf das Mittelland, über 19.300 auf das Unterland
und über 16.600 auf das Oberland entfallen, fo zwar, daß sich der Rinderstand im Mittel-
lande um 14 Procent, im Unterlande nm 10 Procent und im Oberlande um 9 Procent
gehoben hat. Es entfallen im Unterlande 17 Hektar, im Oberlande 16 Hektar und im
Mittellande 13 Hektar laudwirthschastlicher Culturfläche auf je ein Rind.
In jenen Landestheilen, in welchen Reinzncht betrieben wird, bildet der Handel mit
Zuchtvieh die hauptsächliche Einnahmequelle aus der Riudviehzucht, doch fiudet der Umsatz
im geringsten Maße auf den Märkten, vielmehr im Stall oder auf der Alpe statt, wo sich die
Käufer uud Händler am liebsten vor dem Abtriebe einfinden. Der Export der Zuchtthiere
wird nach allen Kronländern, aber auch über die Reichsgrenze betrieben. Ebenso ist der
Absatz uach Bosuieu und der Hercegovina ein nicht unbedeutender. Eine schwer und nur
langsam auszurottende, der Viehzucht abträgliche Gepflogenheit der bäuerlichen Züchter ist
es, gerade die schönsten Stierkälber zn verschneiden, weil sie kräftige Ochsen zu liefern ver-
sprechen. Ein gleichfalls schwer zu beseitigender Übelstand ist das so häufig anzutreffende,
zum Theil aus Eitelkeit herrührende Streben der bäuerlichen Besitzer, nur recht viele
Thiere im Stall stehen zu haben, ohne Rücksicht darauf, ob für deren Überwinterung das
erforderliche Futter Vorhände« ist.
Auf der Alpe gehen die Thiere frei herum und entbehren in der Regel selbst bei
schlechtem Wetter uud während der Nacht eines ausreichenden Schutzdaches. Von der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch