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Alpe zurückgekehrt, gelangen sie in den Stall, der in den meisten Fällen noch sehr viel
, zu wünschen übrig läßt, wenn auch nicht übersehen werden kann, daß selbst bei den bäuerlichen
Züchtern vielfach das Bestreben zu Tage tritt, dem Rind zweckentsprechende Stallungen
zu bieten. Eine eigenthümliche Art von Laufstallungen bildet der sogenannte „Umedumstall",
ans einer Anzahl kleinerer Abtheilungen bestehend, in welchen die Thiere frei herumgehen
können. In der Mitte jeder solchen Abtheilung steht ein von vier Seiten zugänglicher
Futterkasten. Diese Stallungen, welche, was die Reinlichkeit betrifft, mancherlei Nachtheile
aufweisen, sind nur mehr im Murthal häufig anzutreffen, während sie sonst bereits zweck-
mäßigeren Stalleinrichtungen gewichen sind. Seitdem der Grundbesitzer zur Einsicht gelangt
ist, daß er mit seinen Feldprodneten die hereinstürmende Concurreuz des Weltmarktes uicht
aufnehmen kann, hat er sich auch im Mittel- und Unterlande mit größerem Eifer der
Viehzucht zugewendet, und muß anerkannt werden, daß die in verhältnißmäßig kurzer Zeit
erzielten Erfolge sehr beachteuswerth sind. Mit Ausnahme der bestehenden Stammzuchten
wird zur Nutzung zumeist Melkvieh gehalten uud die Milch größteutheils direct verwerthet.
Die Mästung wird hier, wie auch im Oberlande, vielfach im Kleinen betrieben, ohne bei
genauer Rechnung einen nenneuswertheu Ertrag zu liefern. Hieran sind zum großen Theil
die bedauerlichen Verhältnisse des Zwischenhandels schnld, welcher von den einzelnen
Händlern innerhalb ihrer genau abgegrenzten Gebiete nahezu mouopolisirt wird. Eine
Besserung dieser Verhältnisse sollte der seit dem Jahre 1876 bestehende Viehmarkt im
städtischen Schlachthause zu Graz bewirken. Der Zweck bei Begründung desselben war,
durch Einführung des Mastviehverkaufes nach dem Lebendgewicht uud durch andere zweck-
dienliche Vorkehrungen den Producenten von dem Händler so viel als möglich unabhängig
zu machen. Dies wurde auch iusoserue erreicht, als der Auftrieb, der im ersten Jahr des
Bestandes des Marktes 22.093 Schlachtthiere betrug und im nächsten und dritten Jahr
infolge der von Deutschland eingeführten Maßregeln auf 20.284 Stück gesunken war,
schon im nächsten Jahr auf 26.412 Stück und im Jahr 1886 auf 33.873 Stück
Schlachtvieh gestiegeu ist. Die Steigerung des Auftriebes während der ersten zehn Jahre
des Bestandes dieses Schlachtviehmarktes beträgt sohin über 53 Procent. Der Export des
Schlachtviehes während dieser zehn Jahre betrug im ersten 4.814 Stück, sank im Jahre
der deutschen Grenzsperre auf 3.372 Stück, steigerte sich indeß von da ab, bis er im
Jahre 1886 die Zahl von 12.246 Stück erreichte; er weist somit nach zehn Jahren eine
Steigerung von mehr als 154 Procent auf.
Die Milchproductiou beträgt im Jahresdurchschnitt rund 3,616.800 Hektoliter.
Von diesem Milchquantum gelangen 46 Procent zum unmittelbaren Eonsnm, während
der Rest zu Butter und Käse verarbeitet wird. Von der erzeugten Butter werdeu 72 Pro-
cent zur Schmalzbereitung verwendet. Die jährlich erzengte Menge Butter beträgt rund
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch