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Land von Nord nach Süd, von Ost nach West auf den Bahnen durcheilt, erblickt man
besonders in den Thälern Obersteiermarks an vielen Orten große Maschinenhallen, einen
Wald von rauchenden Essen, man hört den Schlag der Hämmer, das Rollen der Walz-
werke — es sind Eisenhütten! Fragt man die einheimischen Reisenden nach den Einzelheiten
der Unternehmungen, so kann man aus den Autworten sofort ersehen, welch innigen
Antheil die Bevölkerung an diesen Betrieben nimmt. Und mit vollem Recht, wenn man
bedenkt, daß es sich um eine Industrie handelt, welche sich mit der Bevölkerung entwickelt
hat, zwei Jahrtausende alt ist, mindestens 15.000 Arbeiter beschäftigt und dem ganzen
Oberland Lebe« und Verdienst bringt, weil sie indirect noch vielen Tausenden anderer
Bewohner Arbeit und Gewinn gewährt. Hat die Eisenindustrie Obersteiermarks reichliche
Beschäftigung und gute Absatzpreise für ihre Fabrikate, so blühen alle Gewerbe, reger
Handel und Verkehr beleben das Land; liegt sie aber darnieder, so leiden auch die
letztereu empfindlich; das Wohl und Wehe des Oberlaudes hängt von dem Gedeihen
oder dem Daniederliegen der Eisenindustrie ab. Und welche geschichtliche Erinnerungen
knüpfen sich an diese Industrie von ihren ersten in das graue Alterthum zurückreichenden
Anfängen und ihrer Wiederaufnahme im Mittelalter bis auf die heutige Zeit, von der
Eisenerzeugung in kleinen Feuern direct aus den Erzen bis zu de» großartige» Eoaks-
hochöseu der Gegenwart!
Den Bewohnern von Trofaiach, welches schon im XU. Jahrhundert, und zwar
früher als Eisenerz in den Urkunden als geschlossener Ort genannt wird (der älteste
Pfarrsprengel von Trofaiach begriff auch Vorderuberg, den Erzberg und Eisenerz in sich)
schreibt die Tradition die ersten Versuche, die Eisenerze zu verschmelze^ zu. Vielleicht
bezieht sich dies auf den Beginn des Verschmelzens der Erze in kleinen Schachtöfen, den
sogenannten Stuck- oder Wolfsöfen. Diese Methode der Eisengewinnung, welche noch
immer schmiedbares Eisen und Stahl direct aus Erzen erzeugte, führte nichtsdestoweniger
einen wesentlichen Umschwung in der Eisenindustrie herbei uud hatte eiueu bedeutenden
Einfluß auf die Entwicklung der Verhältnisse des ganzen Oberlandes. Die Eisenerzeugung,
welche, solange man Feuer verwendete, unmittelbar bei den Erzlagern betrieben wurde,
mußte, sobald mau Stucköfen in Anwendung brachte, in die Thäler an stärkere Wasser-
läufe verlegt werden, da man einer Triebkraft zur Beschaffung des Windes bedurfte.
In den etwa drei Meter hohen Stuck- oder Wolfsöfen wurden die Eisenerze redncirt
und nur soweit gekohlt, daß man Schmiedeeisen oder Stahl in Form von unregelmäßigen
Klumpen erhielt, welche, sobald sie deu unteren Raum des Ofens ausgefüllt hatten, aus-
gebrochen wurden. Die Klumpen, auch Maßen genannt, wurden meist etwas abgeschmiedet,
in zwei Theile zerschrotet uud unter dem Namen „Halbmaße" an die Hammerwerke
abgegeben. Dieses Eisen wurde zum Unterschied vom geschlagenen Eisen auch „Rauheiseu"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch