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später das Übergewicht erlangte und in ähnlicher Weise für Vordernberg wie Steyr für
Eisenerz „Verlagsstadt" wmde. Obwohl die einzelnen Gewerke in Vordernberg sich in
ihrer Selbständigkeit bis in die neueste Zeit erhielten, gelangte doch die Stadt Leoben,
oder vielleicht richtiger gesagt, eine Anzahl von Hauseigenthümern daselbst, die sich zu dem
Ende vereinigt hatten, allmälig in den Besitz verschiedener Radwerke, welche sie jedoch
mit Ausnahme von zweien immer wieder au andere Gewerke abgaben. Jeder der Nad-
meister Vordernbergs betrieb seinen Bergbau für sich, bis auf Anregung weiland des
Erzherzogs Johann im Jahre 1829 ein gemeinsamer Bergbaubetrieb, welchem alle
Radmeister mit Ausnahme eines einzigen beitraten, gebildet wurde. Die so entstandene
Radmcister-Communität erwarb bedeutende Waldkomplexe in Goeß, Tragoeß, Seckau ?e.,
um ihren Hochöfen den Bedarf an Brennstoff zu sichern. Da man jedoch später bei den
Hochöfen vom Holzkohlen- znm Coaksbetriebe überzugehen begann, so wurde der ganze
Waldbesitz im Jahre 1888 wieder veräußert.
Eine« tief einschneidenden Einfluß ans die Gestaltung der Verhältnisse der steier-
märkischen Eisenindustrie übte die in den Jahren 1868 bis 1870 erfolgte Bildung von großen
Gesellschaften aus, welche sowohl den früheren Besitz des Montan Ärars als anch jenen
vieler Eiuzelu-Gewerke erwarben. Die Gründungen endeten damit, daß am 19. Juli 1881
aus allen diesen Gesellschaften uud der Hütteuberger Actieu-Gesellfchaft iu Kärnten die
österreichische alpine Montan-Gesellschaft hervorging, durch welche mit Ausnahme von
einigen wenigen Hüttenwerken der ganze Montanbesitz Steiermarks vereinigt wurde.
Was deu Hütteubetrieb betrifft, so entwickelte sich derselbe in folgender Weise:
die Wochenerzeugung eines alten Stuckofens bestand meist in sieben Maßen und einer
geringen Menge von flüssigem Roheisen, „Graglach" genannt. Die Maßen und Halb-
maßen wurden iu deu Hammerwerken in den sogenannten Halbmaß- oder Holmessenern
ausgeschweißt uud zu geschlagenem Eisen oder zn Stahlstangen geschmiedet. Bei dieser Arbeit
schmolz von der Außenseite etwas Eisen ab, welches sich in Gestalt einer Luppe im Feuer
ansammelte. Das aus den Halbmaßen unmittelbar erhaltene geschlagene Eisen war meist
von gnter Beschaffenheit, während das abschmelzende Eisen von geringer Qualität war
und durch Zusatz von Graglach verbessert werden konnte. Da infolge dessen die Nachfrage
nach Graglach größer wurde, erbaute man im Jahre 1650 in Eisenerz den ersteu Floßoseu
mit einer Höhe von füuf Meter. Da jedoch die Processe, Roheiseu allein in Feuern in
weiches Eisen oder in Stahl zu verwandeln, noch wenig bekannt und geübt waren und eine
Umgestaltung im Hammerwerksbetriebe nothwendig erschien, weil die Ausheizarbeit der
Halbmaßfeuer zu einer eigentlichen Frischarbeit umgewandelt werden mußte, sv dauerte es
uoch verhältuißmäßig lauge Zeit, bis man in Steiermark vom Stuckofeubetriebe definitiv
znm Hochofenbetriebe überging. In Eisenerz wie in Vordernberg wurden im Jahre 1762
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch