Seite - 400 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7

40V Thonwaarenerzeugung ini Kleinen, das sogenannte Hafnergewerbe, ehedem im Lande stark vertreten, fast überall znnftmäßig orgauisirt uud hier und dort selbst im Besitz besonderer Kunsttraditionen, hat heute nur noch in den slovenischen Theilen des Landes einige Bedeutung; seine Erzeugnisse (gewöhnliche Thongeschirre und Ofenkacheln) dienen nnr dem Localbedarf. Von den fabriksmäßig arbeitenden Betrieben wnrde die Erzeugung gewöhnlicher Thongefäße großentheils aufgegeben; dagegen gelangten andere Artikel, wie z. B. Zimmer- uud Salonöfen, Steingutwaaren, Fayencen und dergleichen in Aufnahme. In der Landeshauptstadt beschäftigen sich heute vier fabriksmäßig eingerichtete Betriebe mit der Erzeugung von Öfen und liefern schöne Waare, die bei den meisten Bauten im Lande zur Verwendung kommt. Die Steinguterzeugung hat ihren Sitz im Sannthal, in Tschepl bei Franz, in Greis bei Sachsenfeld, in Deutschenthal uud Liboje bei Cilli. Während dort Wasch-, Küchen-, Speise- und Tafelgeschirre jeder Art, zum Theil auch feinere Sorten hergestellt werden, cultivirt die Fabrik zu Liboje neben jenen Artikeln mit Vorliebe und Erfolg die Fabricatiou von feineren buntfarbigen Fayencen, Majoliken und dergleichen. Die Fabrikate dieser vier Betriebe gehen in die südlichen und westlichen Provinzen Österreichs, dann nach Serbien, Rumänien, Bulgarien, selbst nach Italien; überall wußten sie, ungeachtet der Coucurrenz anderer ausländischer Erzeugnisse uud des billigen Porzellan- geschirres, sich siegreich zu behaupten. Eine noch hervorragendere Rolle in dieser Gruppe fällt der Glasindustrie zu. Nach der Zahl der Betriebe steht Steiermark unmittelbar hinter Böhmen und Mähren. Noch im Jahre 1880 besaß es nicht weniger als 16 Glashütten; im Jahre 1887 war deren Zahl auf 13 herabgesunken. Sie befinden sich zu Hrastuig, Süßenheim, Oplotniz, Ober- Lembach, Maria-Rast, St. Lorenzen an der Kärntnerbahn, Reifnig, Bösenwinkel, zu AM, Vordersdorf, Wies, Voitsberg, Oberdorf, Köflach. Mit Ausnahme der Köflacher Hütte, welche ehedem ausschließlich Tafelglas erzeugte, producireu alle angeführten Betriebe Hohlglas; es ist meist gewöhnliche Mercantilwaare, was hier erzeugt wird: Glasgefäße znm täglichen Gebrauch, sowohl geschliffen als ungeschliffen, Wein-, Bier-, Sauer- brunnflaschen, Medicinal- uud Apothekerglas, Lampencylinder und so fort. Einzelne Betriebe (Voitsberg) befassen sich auch mit der Erzeugung feinerer Artikel des Hohl- und Schleifglases. Eiueu beträchtlichen Theil ihrer Prodncte setzen diese Fabriken im Lande selbst ab, dessen Bedarf an Wein-, Bier- und Sauerbrunnflaschen allein schon einzelne Etablissements reichlich beschäftigt. Ein anderer Theil geht in die benachbarten Provinzen und in das Ausland, namentlich nach Italien, Griechenland, der Türkei, Egypten, selbst nach Indien. Die verschiedenen Etablissements dieser Branche repräsentiren in Anlage und Einrichtung wie in ihrer Betriebsweise alle Stadien der Entwicklung des Glas- hüttenbetriebes; die Mehrzahl steht im Schmelzen, Formen, Decoriren anf der Stnfe