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fortgeschrittener Technik; einzelne, wie die Hütte zn Voitsberg, arbeiten mit Hilfe der besten
und neuesten Einrichtungen; die Holzfeueruug ist bereits mehrfach jeuer mit Kohlen- oder
Holzgas gewichen. Daneben findeu sich allerdings auch noch einige Betriebe ältester Form,
die in Bezug auf Feuerung, Ofenanlage und iu der Art des Ausarbeitens die Verhältnisse
und die Praxis der alten Waldglashütten bewahrt haben.
Daß das Holz im ausgedehnten Maße industrielle Verwerthung findet und viele
Betriebe beschäftigt, kann bei einem Laude nicht Wuuder nehmen, welches, ungeachtet der
schonungslosen Wirthschaft früherer Zeiten, immer noch einen reichen Schatz von verschieden-
artigen Nutzhölzern besitzt. Mit der ersten Verarbeitung derselben befassen sich zahlreiche
Sägewerke. Ende 1880 war deren Zahl nahezu sechzehnhundert. Es finden sich darunter
alle möglichen Systeme der Bewegung und maschinellen Einrichtung, von der einfach
ausgestatteten Bauernsäge bis zur Dampf- und Kunstsäge. Eine Wanderung von den
Centren des industriellen und Geschäftslebens in die Berge hinauf wird unter solchen
Umständen zu einer förmlichen Studienreise, welche dem Beobachter neben den modernsten
Einrichtungen anch manche frühere Formen, ja mitunter geradezu Alterthümer des
Sägewerkbetriebes vor Augen führt. In den Städten die Dampfsägen, an den breiten
Wasserläufen der Thäler und Ebenen die größeren Sägewerke mit mehreren Gatter- und
Circnlarsägen, beide meist Tag und Nacht betrieben. Weiter aufwärts kommen die Mant-
nnd die gewöhnlichen Bauernsägen. Diese Betriebe bilden die Mehrzahl. Sie begegnen
uns in jeder größeren Thalschlucht. Am Geriuue eines tosenden Waldbachs gelegen,
mittelst gewöhnlicher Wasserräder bewegt, machen sie sich schon von weitem durch ihr
eintöniges Geräusch bemerkbar. Im Innern sind sie von der denkbar einfachsten Einrichtung.
Oft stehen mit derartige» Sägewerke» andere Anlagen in Verbindung, dazu bestimmt,
das Holz weiter zu verarbeiten, darunter insbesondere die sogenannten Holzdrahthobeleien,
Als im Laufe der Sechziger-Jahre in Steiermark die Zündholzfabrication in Aufnahme
kam, mußte man sich anfänglich der Handarbeit bedienen, um de» erforderlichen Vorrath an
„Holzdrähten" zu erzeugen; gewöhnliche Taglöhner arbeiteten mit eigens für diesen Zweck
eonstrnirten Hobeln die Drähte ans astfreien Holzstücken. Heute bestehen nicht weniger als
sieben fabriksmäßig eingerichtete Betriebe zu Maria-Rast, Schwanberg, Dentschlandsberg,
Gams, Ettendorf (bei Stainz) nnd zn Bruck unweit Voran. Vier arbeiten für den Bedarf
einzelner Züudwaarenfabrikeu, drei erzeugen Holzdrähte für den Verkehr. — Eine andere
Art von Holzindustrie wird zu Loog bei Rohitsch, zu Helldorf nächst Pöltschach nnd
zn Wiudifchgraz lebhaft betrieben; es ist die Fabrikation von Möbeln aus gebogeuem
Holze. Ein gewöhnliches Sägewerk besorgt die grobe Zurichtung der Hölzer, dann folgt
Dämpfen, Biegen und Trocknen derselben. Drechslerei und Tischlerei verrichten die weitere
Formung und Verbiuduug der Holzstücke zum fertigen Möbel, das noch in Anstrich nnd
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch