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zur letzten Appretur uud Decoration der fertigen Wagen, Die ausgezeichneten Erzeugnisse
dieses Etablissements rollen auf den Straßen der meisten österreichischen Städte uud fiudeu
im Ausland, auch außerhalb Europas, lebhaften Absatz.
In der Textilindustrie steht Steiermark gegen andere, namentlich gegen die nördlichen
Provinzen des Reiches zurück. Nichtsdestoweniger ist die Betriebsamkeit der Steirer auch
in dieser Richtung nicht ohne Belang. In den großen Fabriken zn Neubau im Bezirk
Hartberg (12.232 Spindeln), zu Burgan im Bezirk Fürstenfeld (7.752 Spindeln) uud
zu Pragwald im Bezirk Cilli (13.736 Spindeln) wird Baumwolle versponnen. Die
Garnproduetion der beiden zuerst erwähnten, einer und derselben Firma gehörigen
Etablissements belief sich im Jahre 1885 auf 342.671 Büudel ä 2 25 Kilogramm, im
Jahre 1886 auf 397.098 Bündel gleicher Stärke. Pragwald erzengte im Jahre 1885
von Garnen Nummer 18 im Ganzen 382.000 Kilogramm, im Jahre 1886 an Garnen der
nächst vorausgehenden Nummer 428.700 Kilogramm. Die Erzeugnisse der drei Fabriken
wurden zum Theil im Laude und seiner unmittelbaren Nachbarschaft, znm Theil im Küsten-
lande, in Bosnien und der Hercegovina, in Kroatien, Slavonien, Ungarn, Siebenbürgen,
in Böhmen, Mähren, Schlesien und Österreich abgesetzt. Wie ansehnlich auch iu den
angeführten Ziffern diese industrielle Verarbeitung der Baumwolle sich darstellen mag,
so reicht sie doch nicht an die Bedeutung hiuau, welche im Bilde steiermärkischer Volks-
wirthschaft deni anderen Zweige der Textilindustrie, uämlich der Schaswollwaaren-
erzengnng zukommt. Diese Industrie versorgt zunächst den Localbedarf; ihre Erzeugnisse
gehen aber auch in beträchtlichen Mengen als „Grazer Waare" über die Grenzen des
Landes auf die großen Handelsplätze des Reiches. Mit ererbten Geschicklichkeiten des
Volkes, mit dessen Sitte uud Art sich zu kleiden vielfach zusammenhängend, hat sich dieser
Zweig der einheimischen Betriebsamkeit von unbedeutenden Ansängen allmälig zu einer
achtunggebietenden Stellung emporgearbeitet und bietet auch heute noch dem Beobachter
ein alle Stufe der geschichtlichen Entwicklung umfassendes Bild. In manchen Gegenden der
Steiermark wurde und wird von den Bauern noch Schafwolle im Hause zu Lodeu ver-
arbeitet. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts stand diese bäuerliche Industrie iu
verhältnißmäßiger Blüte; Traditionen, Waarennamen und bauliche Reste (Lodeuwalken)
lassen es erkennen. Ramsauer uud Schladminger Loden wetteiferten im Rnfe mit den
gleichen Erzeugnissen der Bauern um Praßberg (politischer Bezirk Cilli) und Pöllan
(politischer Bezirk Hartberg). Dieser hansindnstrielle Betrieb hat sich zum Theile bis auf
unsere Tage erhalten. Nach wie vor pflegt der Bauer gewisser Gegenden Ober-, Mittel-
und Untersteiermarks noch Loden zu erzeugen, aber die Prodnction ist extensiv wie intensiv
zurückgegangen. Nicht so allgemein mehr als früher betrachtet der Bauer es als Vorzug
seiner Tracht, daß sie selbstgesponnen und selbstgemacht sei. Statt die Wolle, die ihm seine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch