Seite - 406 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Bild der Seite - 406 -
Text der Seite - 406 -
40k
Ju den Gegenden Obersteiermarks ist es schon mehr und mehr üblich geworden, daß die
Bauern ihre Wolle sofort zum Lodeumacher geben, der ihnen gegen Entgelt daraus ein
vereinbartes Qnantnm Loden erzeugt und den etwa übrig bleibenden Rest von Wolle auf
Rechnung seines Verdienstes abnimmt.
Neben der hansindnstriellen Art des Spinnens und Webens der Schafwolle wird
diese Prodnetion anch noch von eiuer Anzahl kleiner Gewerbsleute, den eigentlichen Loden,
Decken- und Tuchmachern betrieben. Die Zahl dieser Gewerbsleute ist heute uur mehr eine
geringe; sie siudeu sich noch zu Friedberg, zu Piuggau, zu Pöllau, zu Kiudberg, zu Bruck.
Die Praxis derselbe» unterscheidet sich nicht besonders von jener ihrer bäuerlichen College»;
der wesentliche Unterschied liegt in der Verwendung besserer Hilfsmittel zum Spinnen und
Weben, als sie dem Bauer zu Gebote stehen, der sich noch des alten Spinnrads und eines
plumpen Hauswebestuhls zu bedienen pflegt, in der sorgsamen Behandlung der Wolle,
endlich iu der regelmäßigen Anwendung des Walkens uud eiuer gewissen weiteren Appretur.
Nur die größeren Etablissements sind besser eingerichtet und repräseutireu bereits die
manufaeturmäßige Stufe. Die betreffenden Producenten, halb noch Handwerker, sind znm
Theil doch bereits Fabrikanten geworden, die nicht nur aus Bestellung arbeiten und nicht
mir Lohuspiuuerei uud Lohuweberei betreibe». Beide Kategorien von Gewerbsleuten
erzeugen, wo sie heute noch bestehen, verschiedenartige Wollzeuge, als Flanelle, Loden,
Wisl, Decken, Tuche und dergleichen gefärbte sowohl als ungefärbte. Einen Theil ihres
Verdienstes beziehen die kleinen Loden- nnd Tuchmacher aus der Lohnarbeit für den
Hausbedarf der Bauern, die größeren, wie gesagt, bereits aus der intensiver gepflegten
Arbeit für den Verkehr, der allerdings sich zumeist noch in den Grenzen des Localmarktes
und seiner nächsten Umgebung hält.
Betriebe der mauufaeturmäßigen Stufe finden sich vereinzelt zu Friedberg, Piuggau,
zu Pöllau, zu Bruck au der Mur, zu Pruggeru und Rössing in, Bezirk Schladming, zu
Graz. Einzelne Repräsentanten dieser Jndnstriestufe habeu ihre Betriebe allerdings
bereits ans modernem Fuß eingerichtet. In ihren Etablissements arbeiten Krempeln nnd
Spinnmaschinen neuester Construetion, mechanische Webstühle traten an die Stelle der
alten Handwebestühle; Spann-, Rahm- und Trockenmaschinen, Dampfpressen gelangten
zur Einführung; in der Walke mußte die Hammer- der Kurbel- uud diese wieder der
Cylinderwalke weichen. Auf diesem Wege siud insbesondere die drei größten Grazer Betriebe
den anderen vorausgegangen. Die dem Zeitgeist Rechnung tragenden Verbesserungen
setzen den» auch die Mehrzahl der Grazer Betriebe der Schafwollwaarenbrauche in
den Stand, allen Ansprüchen der Kundschaft und des Marktes in Bezug auf Qualität
uud Quantität der Waare gerecht zn werden. Man erzeugt heute in diesen Grazer
Fabriken cheviotartige Modestoffe jeder Art für Winter- uud Sommerbedars, Tuchsorteu,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch