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welche über 10.000 Hektoliter im Jahre erzeugen, stellte sich die Jahresproductiou im
Jahre 1887 auf nicht weniger als 525.180 Hektoliter. Die Erzeugnisse der steirischen
Bierindnstrie decken zunächst den starken einheimischen Bedarf, sie gehen aber zum Theil
auch über die Grenzen des Landes nach Osten, Westen und Süden. Das Küstenland,
Dalmatien, Jtalieu und Egypten gehören zum Absatzgebiete des „steirischen Bieres",
welches unter dieser Bezeichnung oder als „Grazer Bier", „Grazer Exportbier" namentlich
in Alexandrien einen guten Ruf erlangt hat.
Die Champagnerfabrication repräsentirt eine Specialität des Landes. Sie
hat sich in der Umgebung von Graz und Radkersburg angesiedelt. Das Gebiet im Norden
von Graz, zwischen dem Murflusse und dem östlichen Gehänge des Plabntsch und des
Göstinger Berges darf füglich die Bezeichnung der „steirischen Champagne" für sich in
Anspruch nehmen, freilich nicht deßhalb, weil hier etwa die Weine gedeihen, die zu
Champagner veredelt werden, sondern weil auf diesem Boden vor einer Reihe von Jahren
(seit 1850) die Champagnererzeugung ihren Anfang genommen hat und heute die Mehrzahl
der Betriebe (4) etablirt ist, welche diesen Productionszweig cultivireu; hier steht auch das
größte und älteste Etablissement dieser Art. Man verwendet in Steiermark zur Gewinnung
des Schaumweins bessere einheimische Weine, welche von denselben oder von verwandten
Rebsorten herrühren wie jene, die in Frankreich das Material für die Fabrication von
Champagner liefern, als: Burgunder blau, Burgunder roth, Clävuer grau, Klein-
Riesling, Wälsch-Riesliug, Tramiuer, Ruläuder und dergleichen. Die Jungweine werden
mit besonderer Sorgfalt ausgewählt und verschnitten. Das Monssiren erzielt man durch
Steigerung und Repression der natürlichen Gährung ganz in derselben Art, wie sie seit
Jahren im Heimatland des Champagners selbst üblich sind. Der „steirische Champagner"
besitzt alle Eigenschaften, welche den französischen auszeichnen: angenehmen Geschmack,
kräftiges und anhaltendes Monssiren und starken Kohlensäuregehalt; von berufener Seite
wird ihn: nachgerühmt, daß er von vorzüglicher diätetischer Wirkung und frei von
gesundheitsschädlichen Beigaben ist. Diesen Eigenschaften verdankt er auch seine von Jahr
zu Jahr wachsende Beliebtheit. Der Absatz ist ein starker und der Export geht selbst nach
solchen Ländern, wo früher nur französische Marken geherrscht haben. Heute prangen die
Marken steirischer Firmen neben denen der Rheingegenden und Frankreichs in den großen
Weinhandlungen zu Venedig, Mailand, Turin, Rom, London, New-Iork, Hamburg ?c. —
des Julauds nicht zu gedenken, wo der steirische Champagner sich vollständig eingebürgert
hat. Die Größe der Prodnction zu charakterisireu sei uur erwähnt, daß die erste Firma
der Branche in Steiermark während der Jahre 1885 und 1886 allein 180.000 bis
200.000 Flaschen Champagner erzeugt hat; die Gesammtproduction des zweitgrößten
Etablissements in derselben Periode belief sich auf 50.000 Flasche». Unser Bild stellt aus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch