Seite - 5 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
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Die Glocknergruppe gehört nur insoweit Kärnten an, als sie das Quellgebiet
der Möll enthält, aber gerade hier bieten sich dem Beobachter die merkwürdigsten
Erscheinungen. Steigen wir vom Kaiserkreuze auf der Spitze des Großglockuers über die
schmale Glocknerscharte zum Kleiuglockuer, von dort über die in Eis gehauenen Stufen
des steilen Abhanges znr Erzherzog Johann-Hütte auf der Adlersruhe (3.463 Meter),
dauu über die Hoheuwartscharte zum Leitergletscher, so haben wir den Glocknerweg von
1799 betreten, der bis in die Sechziger-Jahre auch der einzige war. Im Thal der Leiter-
alm, hart am Gletscher, stand die geräumige Schutzhütte, die Fürstbischof Salm hatte
aufrichten lassen. Heute findet der Naturfreund in der Salmhütte am Schwerteck, nahe am
Ende des Glocknerkammes, ein schützendes Obdach. Aber er ist nicht mehr auf diesen Weg
beschränkt. Auf der Tiroler Seite sind von Kals und der Stüdlhütte aus zwei Zugänge
(über den Ködnitz- und Teifchnitzgletfcher) zum Großglockuer eröffnet und von der
Hofmannshütte am mächtigen Pasterzengletscher ans der Nordostseite führt der Hofmanns-
weg zur Adlersruhe. Die Stätte, welche vor einem Jahrhundert den Menschen noch als
unnahbar galt, wird in unserem Zeitalter der Alpenvereine von einer Anzahl von Alpen-
wanderern betreten, die in der kurzen Frist eines Hochsommers über 100 steigt.
Unmittelbar am Fnße des Glocknerkammes auf der Möllthaler Seite fesselt das Auge
das weite Eisfeld des Pasterzengletschers, der vomJohannisberg in einer Länge von
10 Kilometer abstürzt, der gewaltigste Thalgletscher des Tanerngebietes, der aber nach
Seelands sorgfältigen Messungen seit 30 Jahren stetig abuimmt. Dem Glocknerkamm
gegenüber steigt die Freiwand empor, die am Gletscherende zum Sattel der Franz
Joseph-Höhe sich senkt. Diesen Namen gab die Pietät der Bevölkerung dem Sattel
seit 1856, seit dem Tage (7. September), da Seine Majestät der Kaiser an dieser Stelle
„dem mächtigen Eindrucke der erhabenen Alpennatur"' hingegeben war und die Fahne
seiner Monarchie auf der Adlersruhe flattern sah. An die Eiswüste der Pasterze schließen
sich weite freundliche Grasmatten, die zur Erinnerung an die Rast Ihrer Majestät
der Kaiserin seit 1856 den Namen Elisenrast tragen. Hier beherbergt das Glockner-
haus, ein Werk der Alpenvereinssection Klagenfurt, jährlich zahlreiche Glockuerpilger.
Jenseits der Pfaudlscharte, des beliebten Überganges ins Fnscherthal, schließt die Glockner-
gruppe mit der Bacherin, dem Spillmann und dem Brenukogel ab, sämmtlich Höhen über
3.000 Meter.
Östlich davon ändert sich der Bau des Hochgebirges. Während in der Glocknergruppe
die Höhen der Seitenkämme die des Hauptrückeus weit überragen, vereinigt die Gold-
berggruppe die breitesten Massen des Centralgneißes mit den höchsten Erhebungen im
Tanernkamme. Kamm und Gipfel sind etwas niedriger als in der Glocknergrnppe, aber
' Worte des Allerhöchsten Handschreibens an den Landespräsidenten von Kärnten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch