Seite - 36 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Bild der Seite - 36 -
Text der Seite - 36 -
36
Klagenfurt, bereits so weit von den sie umfassenden Mittelgebirgen entfernt, daß die
jenseits derselben liegenden Hochgebirge nach allen Richtungen hin frei sichtbar sind, ein
großer Vorzug vor vielen anderen herrlich gelegenen Städten der Alpenländer, bei denen
die unmittelbare Nähe des Hochgebirges beengend wird. Nur gegen Nordwesten fällt in
das Weichbild der Stadt der mit seinen aussichtsreichen Franz Joseph-Anlagen geschmückte
Calvarieuberg, von dessen Aussichtsthurme, sowie von der Galerie des Stadtpfarrthurmes
sich eine prächtige Rundschau über das Klagensurter Feld mit seinen zahlreichen Edelsitzen,
Kirchen und Dörfern, die angrenzenden Mittel- und darüber aufragenden Hochgebirge
ergibt. Selbstsprechend ist der Ausblick gegen Süden zu dem nur eine Stunde entfernten
Mittelgebirge der Sattuitz und dem jenseits des Dranslusses emporsteigende Hochgebirge
der Karavanken, wie Stol, Großen Gerlontz, Koschnta (Kosnta) und Obir, am fesselndsten,
wogegen sich im Norden die etwas ferner gerückten sanstgesormten Schieferberge, ans denen
der mit einer Kirchenruine gekrönte Ulrichsberg dominirend hervortritt, zu einem recht
lieblichen Landschaftsbilde vereinen. Eine wahre Perle in der Umgebung von Klagenfurt ist
der Wörther See, dessen bilderreiche Usergelände, mildes Klima und reines, wegen seiner
vom Mai bis September gleichbleibenden Temperatur von 20 bis 25 Grad Celsius durch
fast fünf Monate zum Freibade geeignetes Wasser von keinem der übrigen Alpenseen erreicht
wird, daher denn auch die Umgebung dieses Sees jährlich mehr von Fremden theils zum
Kurgebrauche theils zur Sommerfrische besucht wird. In einer Mulde zwischen dem schon
mehrgenannten Couglomerat-Gebirgszuge unter den Thonschiefern eingebettet, erstreckt sich
dieser herrliche Mittelgebirgssee als ein schmales Wasserbecken von Velden in einer Aus-
dehnung von füuf Stunden Länge bis eine Wegstunde westlich von Klagenfurt mit einer
bis zu 1.600 Meter wechselnden Breite. Fast in der Mitte seiner Längenausdehnung schiebt
sich vom südlichen Ufer her eine kleine Halbinsel hinein, von deren felsigem Ende herab
sich der gothische Bau der uralten Pfarrkirche Maria-Wörth in den Wellen spiegelt, denen
sie den Namen verliehen hat. Der Umstand, daß die den See umgebenden schön bewaldeten
Mittelgebirge keine besondere Höhe erreichen, sanft emporsteigen und von tiefen Thalrinnen
durchzogen sind, bringt es mit sich, daß vom ganzen nördlichen Seeufer aus das Hoch-
gebirge der Karavanken sichtbar ist, dessen Formen der Umgebung des Sees eine hohe
landschaftliche Schönheit verleihen, die noch dnrch den großen Wechsel ihrer Bilder
gehoben wird und ihre vollendeten Reize im Frühling zeigt, wenn die noch ganz verschneiten
Karavanken sich von dem vorgelagerten frisch ergrünten Mittelgebirge ganz wunderbar
abheben und der klare Frühlingshimmel in der Flut sich spiegelt.
Den Lauf der Glau von der Landeshauptstadt aufwärts verfolgend, gelangt man
in das bürgen- und schlösserreiche Glanthal, dessen Seitenthäler, wie z. B. das Wölfnitz-
thal, den gleichen Charakter wie das Hauptthal an sich tragen. Milde Bergformen, wie
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch