Seite - 42 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8

42 steiermärkischer Erde entspringend, erreicht das klare Gebirgsbächlein im raschen Lauf die obere Stufe des Lavautthales, dem es, zum Flusse geworden, bis zum defileartigeu Ausgang unter Ettendors treu bleibt. Es gibt in den gesammten Alpen wenige Thäler von gleich bestrickender Schönheit, mildem Klima und größerer Fruchtbarkeit als das Laoantthal, kein Wunder also, daß es der an rauhe Lüste und kargen Boden gewohnte Kärntner das Paradies seiner bergigen Heimat nennt. Zwei mächtige, von Norden nach Süden ziehende, dem centralen Gneiß angehörende Alpenrücken, nämlich die Sau- und Stainzeralpe mit der Koralpe halten nebst ihren mittägigen sanft gezogenen Ausläufern das Lavantthal umfangen. Culturenreiche Wider- lager derselben ziehen, tiefe waldreiche Gräben bildend, zum Grunde des Lavantthals herab, im unteren Thale eine große beckenförmige Weitung bildend, welche sich von dem reizend gelegenen Städtchen Wolfsberg bis zum rebennmrankten Thürner Schloßhügel und zur altehrwürdigen Abtei von St. Paul nur von minderen Bodenschwellungen unter- brochen in einer Länge von 15 und wechselnden Breite bis 5 Kilometer ausdehnt und fast allerorts den ungehinderten Ausblick zu den Alpenhöhen gestattet. Nirgends begegnet dem Auge das Kahle und Wilde der Kalkalpen, deren bleiche Hochgipfel nur aus dem fernen Süden als überaus malerischer Hintergrund ins Thal lngen, denn sowohl der San- als Koralpenzng sind über den hochstämmigen Wald hinauf bis zu ihrem langgestreckten Scheitel mit ununterbrochenem Wiesen- und Weideboden geschmückt. Die unteren Gehänge derselben aber mit allen ihren Ausläufern tragen bis zu einer Höhe von durchschnittlich 1.100 Meter treffliche Culturen, daher man hier den seltenen Anblick genießt, daß von den hohen Bergrücken abwärts sich der ergiebigste Feldbau mit Wiesen, ausgedehnten Kernobst- pflanzungen und Nadelholzwaldungen abwechselnd über die Niederung des Thales aus- breitet, wo in allen Culturen, Saatfeld oder Wiese, eine auffällige Üppigkeit vorherrscht. Aber nur das untere Lavantthal erfreut sich so reichlicher Spenden der Natur. Schon vom reizend gelegenen Städtchen Wolfsberg aufwärts rücken die Vorberge der Alpen näher aneinander und beginnt ober dem malerisch gelegenen Dorfe St. Gertraud der 8 Kilometer lange klammartige Twümberger Graben, welcher die gesegneten Flure» des unteren von dem rauhen oberen Thale scheidet. Zu den herrlichsten Punkten im Lavantthale gehört die Umgebung von St. Paul mit der auf einem Bergvorsprung sich erhebenden uralten Benedictinerabtei St. Paul, im Süden vom kirchengekrönten St. Josef Berg und der stattlichen hochgelegenen Burgruine Rabenstein überragt. Die Höhen der Sau- sowohl als der Koralpe bieten ganz wunderbare Rundschaue und sind von letzterer, nahe deren Gipfel sich ein wohleingerichtetes Unterkunftshaus befindet, ganz Unterkärnten und die mittlere Steiermark, sowie die beiden Landeshauptstädte