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Blicke fesselt. Nach Nordwesten hin erblickt man den prächtigen Dobratsch 2.167 Meter
hoch, von dessen Kuppe aus der entzückte Blick weit hineinschweift in das schöne
Kärntnerland. Die ostwärts fließende Gail wälzt ihre Wellen träge in dem flachen Bett
dnrch das ziemlich breite Thal bis Maria-Gail, wo sie in die Dran mündet.
Wir wandern ihrem vielfach geschlängelten Laufe entgegen längs der bei Straßfried
sich abzweigenden Straße nach Feistritz, dessen Kirchlein mit dem schlanken Helmthurm
uns schon aus der Ferne entgegenwinkt. Bei der hier vorherrschenden Eintönigkeit bietet
die Landschaft wenig Anziehendes. Auch das folgende St. Stefan vermag den Wanderer
nicht zu fesseln. Das einzige Interessante ist noch der über die Windische Höhe ins Drau-
thal abzweigende Fahrweg, der in seinem Verlaufe noch Spuren des einst hier hinziehenden
Römerweges erkennen läßt. Von Förolach an begleitet uns südlich ein snmpsiges Wiesen-
land, in dessen Mitte der krebsreiche Presseker See eingebettet ist und in seinen Wellen
den südlich etwas höher ansteigenden stattlichen Egger Forst spiegelt. Kleinere Ortschaften
und vereinzelte Gehöfte wechseln nun mit Mooswiesen und den bald bewaldeten, bald
nackten Thalhängen bis St. Hermagor, dem Hauptort des mittleren Gailthales. Der
Marktflecken liegt am Desileende der Gössering, vor ihrer Vereinigung mit dem breiten
Gailthal, stolz überragt vou dem jäh aufstrebenden, 2.121 Meter hohen Spitzegel der
Gailthaler Alpen. Auf einem mitten im Markte aufsteigenden Hügel steht die Kirche;
von der einst in der Nähe stehenden Burg sind die letzten Reste verschwunden. Nordwestlich
von St. Hermagor verläuft die Straße in das idyllische Gitschthal der Gössering mit den
Ortschaften St. Lorenzen und Weißbriach. Auf dem nahen Kreuzberge bietet die nach
Seiner Majestät dem Kaiser benannte Franz Joseph-Höhe einen schönen Ausblick auf
den Weißensee.
Dem Durchbrnchsthale der Gössering thalabwärts folgend, wobei wir am rechten
Berghang die Burgreste von Malendem gewahren, gelangen wir wieder in das Gebiet
der Gail, der wir thalauf weiter folgen. Im Norden trennt uns ein Abhangsrücken der
Gailthaler Alpen mit dem 1.658 Meter hohen Hohenwarth, von dem Gitschthale bis
Hermagor, im Süden aber eröffnet sich ein Blick auf den wilden zerrissenen Trohkofel,
auch Troger Höhe genannt, 1.856 Meter hoch, und den 2.198 Meter hohen Gartnerkofel,
die Heimat der vielgesuchten Pflanze VVuIkenia eariiMiaea, welche da in großer Menge
zn finden ist. Die etwas von der Hauptstraße abseits liegenden Ortschaften Watschig und
Tröppelach blicken trüb und traurig zu uns herüber, während neben dem ersteren Orte
der unbändig wilde Oselizenbach seine Geschiebemengen über die Thalsohle ausbreitet.
Ober Watschig führt im Thale des Tröget-Ofelizeubaches ein uralter Weg den Berg
hinan, an verlassenen Bergwerken und Schieferbrüchen vorbei zu den unter der wilden
Reppwand 1.657 Meter hoch liegenden äußerst malerischen Bodenseen, drei kleine
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch