Seite - 48 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
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zwischen zwei Schuttkegeln eingebettet liegt. Von der nahen Anhöhe herab schaut halb-
versteckt im Walde das Thürmlein von St. Helena am Wieserberg, wo noch ein Hütlein
von den Zwergen aufbewahrt ist, die in grauer Vorzeit am Reißkofel nach Gold gegraben
haben sollen.
In einer halben Stunde erreichen wir Dellach, in dessen Nähe sich auf einem vor-
springenden Hügel Gurina befindet, welches in der letzten Zeit durch die daselbst gemachten
etruskischen und römischen Funde die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich gezogen hat.
Nördlich erheben sich die waldlosen Gehänge der 2.252 Meter hohen Zanken, durch Jahr-
hunderte ein ziemlich ergiebiges Bergwerk auf Blei und Galmei, heute aber ein ödes,
völlig wasserloses Gebirgsterrain. Auf der südlichen Thalseite thürmt sich die massige,
1.936 Meter emporstrebende Zollnerhöhe auf, die auf ihrem ausgedehnten Moorplateau
einem schönen Alpensee Ranm gewährt. Im Hintergrund tritt der pittoreske hohe Trieb
mit seiner bis 2.200 Meter hohen Felsenstirn hervor.
Wenn wir im Thal bei dem unbedeutenden Dorfe St. Daniel mit den Ruinen der
Burg Goldenstein vorbei sind, eröffnet sich eine der schönsten Gegenden des ganzen Gail-
thales. Ährenschwere Felder, üppige Wiesengründe, rauschende Wälder und dunkelgrüne
Auen erfreuen unser Auge. Vom rechten Gailnfer herüber winken das Kirchlein und die
Burgruinen von Waidenburg. Im Norden, Westen und Süden erhebt sich ein Kranz
majestätischer Gebirge, in der Thatsohle liegen nahe beisammen die Ortschaften Kötschach,
Mauthen und Würmlach, ein kleines Idyll, das der Berge gewaltige Riesen zu bewacheu
scheinen. Da erblickt man den struppig aussehenden Juckbühel (1.891 Meter), den mit
leuchtend grünen Alpentriften bedeckten Auf der Müssen (1.945 Meter), die Manthner Alpe
(1.785 Meter) mit der grauen Felsenzinne des Mooskofels (2.254 Meter), den schrundig
ausgewetterteu Cellonkosel (2.238 Meter), den hornartig sich zuspitzenden Kollinkofel
(2.810 Meter), die pittoresk hervortretende Kellerspitz (2.799 Meter) und den prächtig
geformten Polinigg (2.333 Meter). Tief zwischen diese Bergriesen hat sich der Valentin-
bach sein Felsenbett gegraben und bildet eine mehr als zwei Stunden lange Klamm voll
von Bildern überwältigender Großartigkeit, wie man sie auf solch eugem Raume selten
wieder wo anders zusammengedrängt findet.
An der nach Norden über den Gailbergsattel ins Dranthal führenden Straße liegt
noch das hübsche Dörflein Laas. Ein anderer Weg führt über Mauthen im Valentinthale
an den Gehängen des Krenzberges entlang nach dem Plökenpasse. Mächtige Buchen mit
weitverzweigten Laubkronen überwölben den Weg mit einem dichten Laubdach, die Helle
des Tages in reizendes Dämmerlicht verwandelnd, sprudelnde Wässerlein rieseln vorbei,
uni sich nach kurzem Laufe iu Myriaden von Tröpflein zerstäubt in die Valentin-Klamm
zu stürzen. Nach etwa drei Stunden erreicht man den Plökenpaß, eine tiefe Einfattlnng
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch