Seite - 59 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
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Centren der Kunst so ferne gelegene Heiligthnm am Magdalenaberg gebracht, wo sie
indeß — trügen die Anzeichen nicht — nicht unempfängliche Beschauer fand. Wenigstens
ist unter den vielen an der Kirche zu Maria-Saal eingemauerten römischen Reliefsteinen
auch einer mit der Figur des Mars zu sehen, welche der Wendung des Kopfes, der Stellung
der Arme und Beine und selbst den Proportionen nach, soweit letztere die rohe Hand des
provinziellen Bildhauers zu treffen vermochte, wie die Copie dieser Bronze erscheint. Nur
die Geberde der rechten Hand, die hier den Helm des Gottes zu tragen hat, wurde
verändert. Die linke hält den Speer. Zu seinen Füßen liegen Schild und Schwert.
Und wie schou damals diese Statue als Vorbild diente, so ist sie es anderthalbtausend
Jahre später auch für den größten deutschen Künstler, Albrecht Dürer, geworden, welchen
die Proportionslehre des Menschen gleich jenem peloponnesischen Erzgießer zeitlebens
beschäftigt hat und der sich durch dieses ihm gewissermasseu congeniale Werk zur Schöpfung
seiner Adamfiguren anregen ließ.
Nebst Virnuum kennen wir nur noch ein selbständiges Gemeinwesen auf kärutuischem
Boden, Teuruia oder Tiburuia, uicht ferne von Spital in dem breiten Lurufelde auf
einem isolirten Hügel gelegen, in dessen Tannenwald sich heute das Dorf St. Peter im
Holz verbirgt. Von hier ans führten Wege durch die Thäler der Lieser, Möll uud Malluitz
zu den Goldmiueu jenseits der Tauern. Andere Orte waren Santicum (St. Martin bei
Villach) an der Mündung der Gail in die Drau, die beiden Grenzstationen des illyrischen
Zollgebietes Larix (Saifnitz bei Tarvis) nnd Loncinm (bei Manthen an der oberen Gail),
Matucaium (bei Treibach) au der Straße nach Ovilava (Wels) und Juenna (Jauensteiu
bei Globasnitz) an der Straße nach Celeia (Cilli). Auch wo keine römischeu Ortsnamen
bekannt sind, wie z. B. im Lavautthal, bezeuge» Fuude die Besiedlung dieser Gegenden
im Alterthum.
Mit der Gefährdung der Donangrenze mehrten sich die Durchzüge vou Truppen,
die ersten Boten der schweren Kriegsstürme, welche auch über die Thäler Kärnteus herein-
brechen sollten. Viruuum ist wahrscheinlich schon 408 den Westgothen erlegen. Tenrnia
überdauerte es. Eugippius, der Schüler und Biograph des heiligen Severiuus, ueuut es
iu der zweiten Hälfte des V. Jahrhunderts die kirchliche Metropole des inzwischen christlich
gewordenen Noricums. Es erwehrt sich 473 noch tapfer der Ostgothen und wird erst 591
von seinem Schicksale erreicht. Unsere Quellen gestatten nicht, schrittweise zn verfolgen,
wie das Nömerthnm dem Andrang der Barbaren in diesen Ländern allmälig erlag, und
es ist auch vou geringem Interesse, die Nameu der Horde» zu kennen, die sie sengend
und plündernd durchzogen. Den Westgothen und Langobarden folgten die Avareu uud
schließlich bemächtigten sich slavische Völker der verlassenen Orte. Aus den Trümmern
Virnnnms bauten sie sich die „Karnbnrg", ein antiker Säulenstumpf (der „Fürstenstein")
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch