Seite - 70 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Bild der Seite - 70 -
Text der Seite - 70 -
70
abgewendet hatte. Als endlich der deutsche Königssohn Johann von Luxemburg mit
Heeresmacht ins Land rückte, um von dem böhmischen Throne Besitz zu uehmen (1310),
mußte Heinrich, von seinen wenigen Anhängern und Bundesgenossen verlassen und fast
nur auf die Truppen aus seinen Erblanden angewiesen, Prag den Rücken kehren und in
die Heimat ziehen. Den Königstitel behielt er jedoch bis zu seinem Tode bei.
In Körnten und Tirol erscheint Heinrich, nachdem seine Brüder Ludwig (1305)
und Otto (1310) gestorben waren, als alleiniger Herr. Trotz seiner leeren Kassen, trotz
seiner mit den Jahren steigenden Schwäche und Unthätigkeit wurde unser König-Herzog
jedoch bald eine vielumworbene Persönlichkeit. Denn da er keinen Sohn besaß, waren
seine Töchter Adelheid und Margaretha die Erbinnen aller seiner Eigengüter und Weiber-
lehen, zu denen fast alle tirolischen Grafschaften zählten, und die Luxemburger wie die
Habsburger bemühten sich deßhalb, Heinrich, als er nach dem Tode seiner zweiten Gemalin,
Adelheid von Braunschweig, an eine neue Ehe dachte, bei seinen Werbungen gefällig und
dienstbar zu sein. Johann von Böhmen, der Heinrichs dritter Gemalin Beatrix von
Savoyen eine große Mitgift versprochen hatte, setzte es endlich durch, daß sein gleich-
namiger Sohn Margaretha (Maultasch) zum Altar führte, und es war bei dieser
Gelegenheit bestimmt worden, daß Heinrichs Töchter in den Besitz seiner Länder gelangen
sollten, falls er keinen Sohn hinterließe. Kaiser Ludwig der Baier hatte zwar schon früher
dem König-Herzog zugestanden, daß ihm in Ermanglung von Söhnen seine Töchter oder
ein Gemal derselben auch in den Reichslehen, somit im Herzogthnm Kärnten nachfolgen
könnten, uud es war nur die Bedingung beigefügt worden, daß die Erbeseinsetzung eines
Gemals mit des Kaisers Wissen geschehen müsse. Jetzt aber fürchtete Ludwig schon das
Anwachsen der luxemburgischen Hausmacht und ging darum mit den Habsbnrgern
Albrecht und Otto, Herzog Meinhards Enkeln und Heinrichs nächsten männlichen
Verwandten, am 26. November 1330 einen geheimen Vertrag ein: der Kaiser versprach,
die Habsburger nach Heinrichs Tode mit Kärnten zu belehnen, diese hingegen sagten ihm
ihre Hilfe zur Erwerbung Tirols zu. Die österreichischen Herzoge benützten seitdem in
kluger Weise jede Gelegenheit, um in Kärnten Einfluß zu gewinnen und so ihre künftige
Herrschaft vorzubereiten. Als nun Heinrich anfangs April 1335 aus dein Leben schied,
belehnte Kaiser Ludwig die Habsburger noch im Mai zu Linz mit unserem
Herzogthnm. Die Kärntner leisteten den neuen Landesherren anfangs Jnni den Eid der
Treue und am 2. Juli unterzog sich Herzog Otto namens seines Hauses der Huldiguugs-
seier auf dem Zollfeld. Die kriegerischen Versuche der Luxemburger, Kärnten für sich zu
gewinnen, blieben ebenso erfolglos wie die diplomatischen, und so entsagte denn König
Johann im Frieden zu Euns (9. October) für sich und seine Söhne sowie für Margaretha
Maultasch und deren Schwester allen Ansprüchen auf Kärnten und das verpfändete
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch