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ursprüngliche germanische Typus noch znm Durchbruch gelaugt, gehören zwischen 15 uud
20 Procent der Brachykephalen. — Der langköpfige Typus wäre demnach in reiner oder
gemischter Form noch in mehr als der Hälfte der Fälle vertreten, wobei aber zu bemerken
ist, daß die zunftmäßig als dolichokephal anerkannten Formen (5 7 Procent) auf alle
Fälle in der Minorität bleiben. Die Langköpfe sind in mehreren Abarten vertreten, und
zwar als Reihengräbertypus, lange fchmalgesichtige Köpfe, bei welchen die Schädelhöhe
der Schädelbreite nahesteht oder dieselbe sogar übertrifft; ferner ähnliche Formen, bei
welchen aber der Unterschied zwischen Schädelbreite und Schädelhöhe bedeutend zu Gunsten
der ersteren ausschlägt; dann mesokephale und überhaupt lange (dolichoide) Schädel der-
selben Form und endlich in 3 9 Procent der Fälle Schädel, welche überdies noch durch
besondere Größe ausgezeichnet sind (Index mesokephal oder leicht brachykephal).
Den Gesichtstypus anlangend, zeigt die Mehrzahl der Langköpfe schmale (lepto-
prosope) und orthoguathe Gesichtsskelete mit weitgeöffneten Augenhöhlen und enger Nasen-
öffnung. Der Rest von 26 Procent ist durch eine breite Gesichtsform (Chamäprofopie)
gekennzeichnet. Auch die Kurzköpfe enthalten mehrere Varietäten oder Typen, unter welchen
die Hyperbrachykephaleu am auffallendsten sind. Zumeist handelt es sich um, durch Kürze
und Breite ausgezeichnete Schädel mit schwach gewölbtem oder flachem Hinterhaupt. Das
Gesicht ist in 64 Procent der Fälle schmal (leptoprosop) und nur 36 Procent zeigen eine
gedrungene breite Gesichtsform (chamäprofop). Die Augenhöhlen und Nasenöffnungen
sind zumeist wie bei den Dolichokephalen geformt, erstere nämlich weit, letztere schmal.
Eine konstante Combination der zwei Haupttypen der Augen- und Haarfarbe mit
bestimmten Schädelformen läßt sich hier ebenso wenig als in Steiermark nachweisen. Es
wird vielmehr auch hier beobachtet, daß die genannten körperlichen Attribute bunt durch-
einandergemengt und auch ziemlich unabhängig von der Körpergröße nebeneinander
vorkommen.
Unter der vollberechtigten Annahme, daß die germanischen Stämme ursprünglich
einen mehr einheitlichen Typus darboten und zur Dolichokephalie hinneigten, kann das
Vorkommen des brachykephalen, vielfach brünetten Typus und die Metamorphose der
hellen Complexiou im Laufe der individuellen Entwicklung kaum anders als durch
Kreuzung der Germanen mit einem brünetten Volke erklärt werden. Die Provenienz dieses
fraglichen Volkes ist dermalen nicht discnsfionsreif. Eine Kreuzung mit den Slaven, die
vielfach herangezogen wurde, wenn von den typischen Verschiedenheiten unter den
modernen Deutschen die Rede war, vermag die Sache nicht zu erklären. Unleugbar
bildeten und bilden auch heute noch die Slovenen eine Quelle, aus der fremde, einerseits
typisch-slavische, anderseits von den Slaven selbst absorbirte blonde und brünette
Elemente den Deutschen zufließen, wie dies, abgesehen von anderen Momenten, allein
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch