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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Seite - 103 -
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103 Früher hingen die Mädchen jene Würste bei der Franenstatne auf, welche beim Braten vom Spieße abfielen, was so viel wie Untreue des Geliebten bedeutet. Über die Entstehung des Branches erzählt eine Sage, ein Judenmädchen habe ihrem Geliebten, einem christlichen Fleischerburschen, den beabsichtigten Überfall der Christen dnrch die Juden mittelst einer an der Frauensäule ausgehängten Wurst sigualisirt, worauf der Überfall und die Vertreibnng der Juden durch die Christen erfolgte. Am Lichtmeßtage tragen in der deutschen Oase Eisenkappel Kinder und Erwachsene bei Anbrnch der Dämmernng aus Pappe gefertigte, verschiedenartig geformte, bunt gefärbte und mit Kerzen erleuchtete Kirchleins aus dem Markte gegen das Schloß Hagenegg flußaufwärts und übergeben diese Cartonagearbeit von der Brücke aus dem Vellachslnsse. Den schwimmenden Kirchen folgen in Procession die Anfertiger derselben und an deren Spitze geht ein alter Mann, der die Verse des Lobgesanges des Simeon: ctimittis servum tuum" vorsingt. Darauf antwortet der Chor: „(Zlorm patri«. Dieser Brauch soll an eine große Wassergefahr erinnern, die vor 200 bis 300 Jahren den Markt Kappel bedrohte und durch Einsetzung einer aus Brettern und Pappe gemachten hell beleuchteten Kirche in das Wasser der Vellach abgewendet wurde. Am Agathentag (5. Febrnar) oder am nächstfolgenden Sonntag versammeln sich die Leute der Umgebung aus den Ortschaften Grafenstein, Diex, Globasnitz, Völkermarkt, St . Veit, Möchling, Sager, Skarbin, Galizien, Eberndorf, St. Kanzian, St. Filippen?e. sammt den Einheimischen und oft an 500 bis 600 Arme, die von ganz Kärnten zusammen- strömen, vor der freundlich gelegenen, eine reizende Aussicht gewährende» Kirche in Stein. Nach dem festlichen Gottesdienst findet gemäß des Willens der hier beerdigten Gräfin Hildegards, der Gemalin des Markgrafen Alboin, welche als Heilige verehrt am 5. Februar 1027 nahezu 100 Jahre alt starb und laut Stiftbrief ihr ganzes Vermögen den Armen widmete, die „Spende und Abspeisnng der Armen" statt. Sie gestaltet sich zn einem förmlichen Volksfeste. Die im Pfarrhofe in Stein aus einem gewissen Quantum Roggen eigens gebackenen nnd geweihten Brote werden von dem Pfarrer von Stein und den Kirchenkämmerern an die Armen vertheilt. Die sogenannten „Agathenstrüzl" werden auch aus Roggenmehl gebacken; sie sind etwa so groß wie eine wälsche Nuß. Diese Strüzl werden in großer Zahl von dem Pfarrer, den Kirchenkämmerern und Sängern vom Gange vor der Kirche unter das hier zahlreich versammelte Landvolk geworfen. Da man diesen Strüzln wunder- und heilsame Wirkungen zuschreibt, so rauft man sich völlig um ihren Besitz. Die Strüzl sind ein gutes Mittel gegen alle Krankheiten des Viehs, sie schützen vor Verzauberung, gegen Blitzschlag und das Abwälzen von hoher Alm. Fängt das Strüzl bei Demjenigen, der es beim Auswerfen einfing, zu schimmeln an, so bedeutet das so viel wie Tod. Das Strüzlwerseu ist noch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Band 8
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kärnten und Krain
Band
8
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 23.03 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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