Seite - 108 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Bild der Seite - 108 -
Text der Seite - 108 -
108
gar emsig nach Karnburg, dann nach Zweikirchen und von dort ans ans den Waseberg.
An allen drei Orten werden Messen gelesen. Mittag ist bereits vorüber und noch immer
ist die Wallfahrt nicht zu Ende, denn noch gehts auf den Veitsberg, von da nach Gradenegg,
dann hinauf nach Sorg und zuletzt am Lorenziberg, wo um fünf Uhr ein Segen abgehalten
wird. Nach dem Segen erfolgt der Abstieg nach St. Veit, wo die Pilger auseinandergehen.
Innerhalb 24 Stunden muß dieser lange und beschwerliche Weg zurückgelegt werden.
Warum gerade die Berge bestiegen werden müssen, erklärt sich dadurch, daß am
Magdaleueuberg das Kreuz, am Ulrichsberg die Dornenkrone, am Veitsberg die Lanze
nnd am Lorenziberg die Nägel Christi verehrt werden. Auf jedem Berg wechselt der Wall-
fahrer den Hutschmuck, das sogenannte „Bergerlaub"; am Magdaleueuberg trägt er ein
Wachholderstränßchen, am Ulrichsberg sogenanntes Karfunkellaub, am Veitsberg ein
Fichtenzweiglein uud am Lorenziberg Buchsbaum auf dem Hut. In allen Kirchen wird
reichlich geopfert, am Magdalenen- und Lorenziberg nebst Geld auch Getreide. Letzteres
legen zum Augedeukeu an eine alte Sage namentlich die Krapfelder Pilger auf den Altar.
Als den Herold des Frühlings feiert der Sloveue des Jauu- uud Rosenthals den
heiligen Georg (Sent Juri). Ihm ist der Georgitag ein Tag der Festlichkeit. In Unter-
kärnten feiern die Slovenen am liukeu Drauufer den Georg am 23., jene am rechten
Drauufer am 24. April, weil der Sage nach die heilige Margareth, die stets mit dem
heiligen Georg zusammengeht, sich das Manthgeld über die Drau später als Georg
zusammenbettelte und so um einen Tag später als Georg vom rechten an das linke
Drauufer gelangte.
Anläßlich des Georgifestes versammeln sich die Hirten und Buben des Dorfes
gegen Abend auf der Gemeindewiese. Einer von ihnen wird in Stroh eingewickelt, er
bedeutet den Frühling, man nennt ihn den Sent Juri; die übrigen haben Kuhglockeu,
Hörner zc. bei sich; sie fangen nun an zu läuten und zu blasen und gehen ins Dorf. Vor
jedem Hause singeu sie das Lied: „Der St. Georg klopft an die Thür zc." Man gibt ihnen
ein Geschenk, bestehend aus Eieru, Schmalz, Weizenbrot, Verhacket, Würsten :e. Dafür
bedanken sie sich wieder mit einem Verslein und ziehen zum nächsten Hause. Es wäre für
den Bauer abscheulich, wenn er die Georgssänger ohne Geschenk abziehen ließe. Unglück
wäre zu befürchten; dort wo die Bursche ohne Geschenk abgefertigt werden, sagen sie einen
schrecklichen Fluch über des Bauers Haus, Vieh und Familie. Am nächste» Tage
versammeln sich die Georgssänger in irgend einem Hause und kochen und schmoren von
den Geschenken, besonders cvrt^e (Eier uud Schmalz) und treiben allerlei Kurzweil.
Zu Pfingsten steckt man Birkenzweige, das sind die Majen, in die Fenstergitter.
Durch das ganze Möllthal von Möllbrücken bis Heiligenblut, im Lieser- uud Maltathal
findet man am Pfiugstsamstag fort und fort dnmpf brennende Holzstöße, die sogenannten
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch