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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Seite - 112 -
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112 sieht mit gespannter Neugierde der Kunst des Fähnrichs zu, dessen Aufgabe es ist, die Fahne so geschickt zu drehen, daß ihre Spitze niemals am Bodeu anstößt. Dem ersten „Fohndraher" folgt ein zweiter, ein dritter und so fort und derjenige, der die beste Leistung liefert, erhält von einer Dorfschönen einen Blumenstrauß. Während des „Fohndrahens" sammelt der Rottmeister unter den Zuschauern das Pulvergeld für die Salvenschüsse ein. Der Brauch dürfte das Überbleibsel eines alten Landsknechtspieles sein. In der Nacht vor dem Frohuleichnamstage setzen die Kärntner Slovenen vor das Haus ihrer Liebsten einen Mai bäum. Man nimmt dazu hohe schlanke Fichten, welche ganz abgeschält und mit Blumen und Kränzen geschmückt sind. Auf die Spitze des Baumes wird ein hölzerner Hahn befestigt und unter dem Hahn zwei hölzerne Säbel in Kreuzform angenagelt. Der Baum wird streng bewacht, damit der Wipfel nicht abgesägt werde, was eine Schmach bedeuten würde. Am Vorabend des 24. Juni und in der Nacht dieses Tages werden auf den Höhen der Berge Sunnwend- oder Johannifeuer angezündet. Bursche und Mädchen tanzen um das Feuer und springen wohl auch über dasselbe, damit sie kein Fieber bekommen und der Flachs gut geräth. Am Johauniabend wird auch „gleaslt" und der Farrnsamen gesammelt, mit dem man sich unsichtbar machen kann. An vielen Orten findet nebst dem Snnnwendfeuer das „Scheibenschlagen" statt, wobei oft sinnige, oft auch zotige Reimlein citirt werden. Im oberen (Deutsch-) Gailthal darf sich kein Mädchen dem Suuuweudfeuer nahen. In Gebüschen, hinter den Zäuueu halten sich die Mädchen versteckt, um auf die Sprüche der Scheibenschlager zu „ließneu" (horchen). Bei den Slovenen ist Sonnenwende (ki-eS) eines der höchsten Feste. Das Wort kres stammt vom Worte Lresali, welches Feuer aufschlagen bedeutet, her. Im Gailthal pflückt man am Nachmittag des 23. Juni verschiedene Blumen, namentlich Maßlieb, die Wiesenkönigin (kresniea), welche wie die Sonne in der Mitte gelb ist und ringsum gleich Strahlen weiße Blättchen hat. Mit diesen Blumen werden Vorhaus und Zimmer bestreut, wo sie bis zum nächsten Morgen liegen bleiben. Auch stellt man hinter die Thür so viele Blumen, als Leute im Hause sind. Wessen Blume über Nacht am stärksten welkt, der stirbt zuerst. Vor die Fenster stellt man Spierstaudenblüten. Der Spierstandensamen und vier- blättriger Klee sind Zauberkräuter. Wer den ersteren im Sack trägt, ist unsichtbar. Man gewinnt ihn, wenn man bei Sonnenaufgang ein weißes Tüchl, das ein siebenjähriges Mädchen gewebt hat, unter die Staude breitet. Den vierblättrigen Klee nmß man vor Sonnenaufgang mit dem Mnnde abpflücken. Abends geht Jung und Alt auf den Platz, wo das Kresfeuer brennen soll. Dasselbe wird von einem unschuldigen Mädchen entzündet. Bursche und Mädchen singen und jubeln oder unterhalten sich mit Scheibenschlagen. Vom Kresfeuer muß man einen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Band 8
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kärnten und Krain
Band
8
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 23.03 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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