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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Seite - 113 -
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113 brennenden Span nach Hause tragen und in den Krautgarten stellen, das vertreibt die Raupen. Das Kresseuer brennt zu Ehren der Sonne. Der Slovene übt überhaupt eiueu gewissen Sonnencnlt. Wenn die Slovenen sich in Gesellschaft zutrinken, so geschieht es nach der Sonnenrichtnng; wenn die Freier den Ehecontract fertiggestellt haben, wird die Braut dreimal vom Bräutigam nach dem Gang der Sonne im Zimmer umgedreht. Zur Hochzeit werden die gegen Osten wohnenden Gäste zuerst geladen. Im Gailthal singt man beim Kresseuer das alte Lied: „O scheine, Sonne, scheine" n. s. w. Im Rosenthal existirt ein schönes Johannissestlied, welches des Sonnensohns Brautwerbung schildert und an anderer Stelle besprochen wird. Von besonderer Bedeutung in Körnten ist der „große Frauentag" (Maria Himmelfahrt), an dem an manchen Orten die Kräuterweihe stattfindet. Im Lessach- nnd Maltathal heißt der Tag auch „Maria Wurzweih". Jeder Bauer läßt an demselben ein aus neun Kräutern gebundenes Büschl vom Seelsorger weihen. Solche geweihte Büschl helfen gegen das „Vermanen" und „Verzabern" des Viehs, darum mischt man etwas vom Büschl unters Viehfutter, und mit den geweihten Kräutern geräuchert vertreibt es bei schweren Gewitter» die Hexen und Hagelwolken. Mit dem Tage Allerheiligen und Aller- seelen schließt das festliche Jahr des Bauers. In aller Pietät wird da der „armen Seelen" und der Dahingeschiedenen gedacht. Am Allerseelentag brennt man „'s Armensünderlichtl", das man über Nacht auf den Tisch stellt, damit sich die armen Seelen die Brandwunden anstreichen können. Am Vorabend wird die Stube ausgekehrt und mit Kronabet (Wach- holder) eingeräuchert, das ist gut für die weheu Augen der armen Seelen. Vor Allerheiligen und am Allerseelentag ziehen im Lieser- und Gailthal ganze Scharen von armen Kindern durch die Dörfer, um die Allerheiligeustrüzlu einzuheimsen. Am Allerseelentag sagen sie: „Bitt nm an Hahn". Nach Allerheiligen erscheint am 25. November die heilige Katharina, welche hemmend in das Tanzrad eingreift und die Vorläuferin des Advents bildet. Am 6. December kommt dann der Nikolo, der auch in Kärnten so wie anderwärts mit dem Bartl die großeu und kleinen Kinder zu schrecken bestrebt ist. Er ist die Schlußfigur im festlichen Jahre. Am Kirchtag gibt es eigenartige Kirchtagsgerichte: im oberen Dranthal „Nigalan" (aus Krapfenteig gebacken) mit Honig und Milch, in den meisten Ortschaften Unterkärntens das beliebte „Schmalzmus" (bestehend aus Mehl, Schmalz und Weinbeeren), im Gailthal das „Luukmus" (Milchmns mit Weinbeeren). Der Kirchtag im Gailthal ist ein wahres Volksfest; da werden in jedem Hause „Kirchtagskrapfen" und in größeren Gehöften „Bettlerzeltn" gebacken. Ganze Scharen von Armen und Kindern mit Säcken auf dem Rücken ziehen da am Festvorabend durch das Dorf, um diese Zeltn einzuheimsen. Jeder Dienstbote im Hause erhält zehn bis zwölf Paar Krapfen uud einen Laib Brot. Körnten und Krain. 8
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Band 8
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kärnten und Krain
Band
8
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 23.03 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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