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abgefaßte epische Gedicht des Ossiacher Abtes Virgilius Gleißenberger „Boleslaus II.",
welches eine Zierde der lateinischen Dichtkunst neuerer Zeit genannt werden kann. Unter
den geschilderten Verhältnissen konnte sich daher höchstens ein Paul Khepitz, wahrscheinlich
Stadtschreiber in Klagenfurt, zu einer schlecht gereimten deutschen Chronik dieser Stadt
und des Landes von 1511 bis 1611 begeistert fühlen und ein Unbekannter ein in Knittel-
versen abgefaßtes „Löbliches Stattrecht zu Klagenfurt" als traurigen Zeugen für die
Versemacherei dieser Zeit liefern. Selbst die um anderthalb Jahrhunderte später erschienenen
dichterischen Erzeugnisse eines I. Radischnigg und des St. Pauler Abtes Auselm vou
Edling erheben sich nicht über die Stufe von Versuchen. Das XVI., vor Allem aber das
XVII. Jahrhundert ist auch die Zeit, iu welcher die meisten kärntnifchen Pergamenthand-
schriften der Vernichtung preisgegeben und nicht selten zu Überzügen von Buchdeckel»
verwendet wurden. Bessere Zeiten kamen als eine Folge der dnrch die neue Schulordnung
Maria Theresias geweckten Bildung und des frischen Geistesodems der folgenden Zeit,
sowie des erwachten Selbstbewußtseins und der begeisterten Vaterlandsliebe, die um so
mächtiger in Kampf und Lied aufloderte, je schwerer die Hand des französischen Eroberers
auf dem erwachten Volke lastete.
Gerade in den Tagen der härtesten Bedrückung, als der Feind das kleine Kärnten
gar in zwei Theile zerrissen hatte, vereinigten sich mehrere hochgesinnte Männer zur
Gründung und Heransgabe einer Zeitschrift, die „Carinthia" heißen und deren Haupt-
aufgabe die Vertretung vaterländischer Interessen sein sollte (1811). Dr. Gottfried Knmpf
(geboren am 9. December 1781 zu Klagenfurt, gestorben am 21. Februar 1862 eben-
daselbst) hat daran das Hauptverdienst, wie er auch wenige Jahre später die „Kärntnerische
Zeitschrift" zu demselben Zwecke gründete. Auf die Fahne des Unternehmens schrieb er:
„Treue und innige Vaterlandsliebe ist der Born, dem die edelsten Bürgertugenden
entquellen", und diesen Wahlspruch bethätigte bald die kleine Schar, die sich um das
Bauuer drängte. Bald vereinte sich damit der Geist, der aus den Werken der Romantiker
wehte. Der reiche Sagen- und Märchenschatz der Heimat wurde gehoben und im Liede
lebte die Eriuuerung an eine rühmliche Vergangenheit auf. Die Geschichte des romantische»
Ritterthums, das einst in Kärnten so reich geblüht, lieferte vielfältigen Stoff zur dichterischen
Bearbeitung. Daneben sprach sich ein treninniges, kindliches Anschmiegen an die Natur in
wohltönendem Liede ans. Begeisterung für die Glorie der Sage einerseits, Begeisterung für
die Wunder der Schönheit nnseres damals noch wenig gekannten Alpenlandes anderseits
siud die beiden Hauptrichtungen der Dichtkunst, die in der damaligen „Carinthia" würdige
Vertreter fanden. Die schwäbischen Dichter, vor allen Uhland, wurdeu die Vorbilder sür
die Balladen-, Eichendorss für die Liederform. So bildete den» die „Carinthia" den
Heimgarten der vaterländischen nnd auch vieler nachbarlichen Sänger, die sich hier
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch