Seite - 187 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Bild der Seite - 187 -
Text der Seite - 187 -
187
Erzbischof Leonhard von Keutschach vollendete den schon 1441 begonnenen Bau der
dreischiffigen Kirche in Maria-Waitschach. Ihr achtseitiger Steinthnrm über der
Westfront hat einen hinter geschweiften Giebeln laufenden Umgang; der Steinhelm ist
leider nicht vollendet worden. Das obere Gailthal ließ durch den auch bildlich überlieferten
Baumeister Bartholomäus Firtaler 1535 in Kötschach und Laas höchst reizende Werke
der späteren Gothik mit häufigen Übereckstellungen, gedrehten Säulen und wirren Schein-
rippen ausführen, die aber erfinderisches Geschick und zierliche, sichere Technik bekunden.
Burgkapel len. Das zweite Stockwerk im gewaltigen Donjon in Friesach, aus
zwei oblougeu Jochen gebildet, wurde als Burgkapelle eingerichtet. Auf Halbsäulen mit
Würseleapitäleu ruht ein breiter Gurtbogen, der das Kreuzgewölbe untertheilt. Die
Altarnische ist in der Ostwand, nach außen nicht vortretend. Höchst interessante Malerei-
reste sind an den Wänden noch bemerkbar. Ebenfalls romanisch ist die kleine im Halbrund
geschlossene Kapelle in Hoch-Osterwitz. Die sonstigen Burgkapellen sind meist mit der Apsis
aus der Mauerflucht vortretend ohne Streben im halben Achteck geschlossen, vielfach auch
doppelgeschoßig; gewöhnlich war nur der Altarraum gewölbt. Solche gothische Burg-
kapellen sieht man in Straßburg, Hoheuwart, Ortenburg, Grüuburg :c. In der Neudeu-
steiner Kapelle ist das Schiff trapezförmig, mit Wandnischen belebt.
Gothische Profanbauten . Das kärntnische Bürgerhaus zeichnet sich aus durch
eine mehr tiefe als breite Anlage. An der Straßenfront liebt es einen Vorsprung für ein
schmales Fenster, um einen bequemen Ausblick längs der Straße zu gewinnen. In der
dadurch entstandenen Ecke ist die tiefgekehlte spitzbogige, auch wohl mit geradem Sturze
oder im Segmentbogen geschlossene Pforte. Nicht selten mit Hausmarken und Schildern
geschmückt, führt sie in den breiten mit Gratgewölben versehenen Flur. Über eine steinerne
Treppe geht es hinauf auf den gleichfalls gewölbten Saal oder Gang, der den Zugang
zu den andern mit flachen Holzdecken versehenen Wohnräumen vermittelt. Der Gang ist auf
Pfeiler mit spitzbogigeu Arkaden oder auf mehrfach vorkragenden Tragsteinen aufgebaut.
Dreiseitig oder geradlinig vorspringende Erker auf Segmentbogen zwischen den Trag-
steinen sind beliebt und oft mehrfach vorhanden. So ein gothisches Haus in Althosen,
Ober-Vellach, das Hallerische in St. Veit und wenige andere. — Die Schlösser der Vor-
nehmen umfassen gewöhnlich einen viereckigen Hof, den spitzbogige Arkaden umziehen. In
der Mitte der einen Seite ist das weite Eingangsthor. Von der geräumigen Thorhalle
führen die Stiegen, öfters mit Belenchtungsvorrichtungeu zu den oberen Stockwerken
empor. An den Ecken sind durch Überkragungen oder von Grund aus Thürmchen auf-
geführt, die den Dachrand überragend das Gebäude zierlich flankiren. Die Prälatur in
Viktring bietet mit ihrem spitzbogigen Thoreingang, dem freundlichen Stiegenanfban
zum erkergeschmückten Saal ein malerisches Bild gothischer Klosterwohnungen.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch