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die interessanten Todtentanzbilder am Karner zu Metnitz. Im Jahre 1523 entstanden die
beachtenswerthen Gemälde im sogenannten Pestkrenz zu Maria-Saal und wahrscheinlich
in demselben Jahre auch die interessante Gewölbebemalnng in der St. Wolfgangkirche zu
Grades. Die Fresken zu Laas wurden 1535, jene zu St. Audrä im Lavautthal 1545
angefertigt. Das großartigste und künstlerisch werthvollste Denkmal der Wandmalerei ans
dieser Zeit ist aber das große Freseogemälde mit der Darstellung des jüngsten Gerichts
in Millstatt. Es zeichnet sich durch seine außerordentlich klare Composition und durch die
minutiöse, an Miniaturen mahnende Ausführung aus. Alle Details, selbst die Dessins an
den Gewändern, erscheinen mit der größten Sorgfalt behandelt. Der uubekauute Meister
dieses ausgezeichneten Werkes war, obschon er aus den Werken der italienischen Renaissance
sichtlich mancherlei Anregungen empfangen haben mnß, doch ein bedeutender selbständiger
Künstler. Gute Malereien aus der Renaissancezeit sind endlich auch noch die Darstellungen
zur Athauasiuslegeude an der Athanasinskirche zu Berg. An dieser Stelle ist noch auf eines
der allerinterefsantesten Denkmäler der Malerei in Kärnten hinzuweisen, auf die Malereien
an der flachen Decke der Kirche zu Schlauchen, die in 48 quadratischen Feldern die mannig-
faltigsten Darstellungen von Arabesken, stilisirten Blumen und Blattrauken, phantastischen
Thierfiguren, Heiligeugestalteu u. s. w. enthält. Ähnliches dürste wenig existiren.
In Monographischer Beziehung verdienen die St. Christosbilder an den Außen-
mauern der Kirchen, die nirgends so hänfig vorkommen als in Kärnten, und die wiederholt
auftretenden Darstellungen des jüngsten Gerichts Erwähnung. Von den ersteren sind einige
auch künstlerisch beachtenswerth; so unter anderen das kolossale Christofbild in Faak, das
Holbein'schen Einfluß verräth, und das zu St. Helena am Wieserberg, welches trotz der
bedeutenden Höhe von sechs Metern doch zart und schwungvoll durchgeführt ist.
Mit einer ganz eigenthümlichen Art von Denkmälern der Malerei dürfte aber
Kärnten unter den übrigen Provinzen Österreichs wohl einzig dastehen. Wir treffen hier
nämlich wiederholt große Fasten- oder Hungertücher, kolossale Stücke Leinwand, die
ganz mit Malereien überdeckt sind und in der Fastenzeit zur Verhüllung der Altäre dienen.
Das interessanteste, zugleich das älteste uud größte ist das Hungertuch in Gnrk. Es ward
im Jahre 1458 von dem Friesacher Bürger Meister Conrad gemalt und enthält, in
100 Felder getheilt, mehr als 100 Darstellungen aus der biblischen Geschichte. Der Zeit
nach folgt dann das Haimbnrger Fastentnch aus dem Jahre 1504 mit 36 Bildern. Daran
schließen sich das Fastentuch in Baldramsdorf aus dem Jahre 1555, getheilt in 39 und
das in Sternberg aus dem Jahre 1629, getheilt in 24 Felder und gemalt von Victor
Pazner in Villach. Auch diese enthalten durchaus Darstellungen aus der biblische»
Geschichte. Im Zusammenhang damit sei auch uoch des prächtigen Fastenbildes von
Knoller in Pulst gedacht.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch