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der allein schon den Besuch der Grotte lohnt. Die Natur hat hier ein Kunstwerk von
unbeschreiblicher Schönheit geschaffen. Der Faltenwurf ist so täuschend, daß man ein Werk
von Menschenhand vor sich zu haben meint, und das ganze Gebilde so durchsichtig, daß
mau die Streifen von röthlicher Farbe deutlich erkennen kann, die gleich einer Bordüre
den gelbweißen Fond umsäumen.
Die höchste Säule in der Adelsberger Grotte mißt 10 Meter Höhe und die stärkste
16 Meter im Umfang. An den meisten Stellen ist die Tropssteiumasse so reichlich, daß man
von den Wänden nichts mehr sieht. Alle Reisebücher sind des Lobes der Grotte voll und
die wiederholten Besuche zahlreicher hoher Gäste und Tausender von Touristen sprechen
deutlicher als alle Anempfehlungen für den hohen Werth dieser Sehenswürdigkeit, die
nicht mit Unrecht den Stolz des Landes bildet. Die Gänge in der Adelsberger Grotte
besitzen mit Inbegriff sämmtlicher bis jetzt bekannten Nebengänge eine Gesammtlänge von
beinahe 6 Kilometer. Auf die gangbar gemachten Galerien kommen 3.090 Meter. Sie ist
derzeit die zweitgrößte unter den österreichisch-ungarischen Höhlen und wird überhaupt die
größte von Europa sein, wenn die Verbindnngsstrecken aufgefunden sein werden, welche
zu den benachbarten Höhlen hinüberführen, mit denen sie seinerzeit zusammenhing. Ein
besonderer Vorzug der Adelsberger Grotte ist die große Bequemlichkeit, mit welcher die
Wege begangen werden können, von denen mehr als die Hälfte eben ist. An Schönheit
und an Reichthum der Tropfsteinausschmückung wird sie nur von den benachbarten Grotten
von Divazza und Corguale erreicht, aber nicht übertroffen. Diese beiden Grotten liegen
jedoch außerhalb der Grenze von Krain.
Reich an Tropfsteingebilden sind auch noch mehrere andere Höhlen des Adelsberger
Grottenreviers, die aber nicht häufig besucht zu werden Pflegen, weil sie nicht so unmittelbar
an der Eisenbahn gelegen und nicht so gut gangbar gemacht sind wie die Adelsberger Grotte.
Zu diesen gehört die von Schmidt Magdalenen-Grotte benannte Cerna jama (schwarze
Grotte). Obwohl hier ein Irrthum in der Nomenklatur vorliegt, weil die richtige
Magdalenen-Grotte im Magdaleueuberge unweit davon liegt, so muß fernerhin dieser
Name beibehalten werden, nachdem er in der ganzen Fachliteratur und auf allen Karten so
verzeichnet ist. Die Magdalenen-Grotte scheint früher bessere Weganlagen besessen zn haben,
denn im Berichte über die Reise des Kronprinzen Ferdinand im Jahre 1819 werden noch
die fünfzig steinernen Stufen erwähnt, die zur Öffnung hinabgeführt haben. Derzeit ist
davon keine Spur mehr zu finden uud hat überhaupt die Grotte durch Devastatiou uud
Rauch arg gelitten. Ihren Ruf verdankt die Magdalenen-Grotte dem Umstand, daß dort
der erste Standort des merkwürdigen Grotteuolms (?roteus an^uineus), der durch lange
Zeit von hier ausschließlich an alle Museen der Welt versendet wurde, aufgefunden worden
ist. Seither entdeckte man andere Standorte dieses blinden Thieres in Gottschee, in Loitsch,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch