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Nebengänge beträgt 1.650 Meter. Der Bach, welcher in der Höhle fließt, kommt aus
dem rückwärtigen Theile und verschwindet unweit vom Eingang. Bei anhaltendem Regen
schwillt er mächtig an und die Höhle bleibt dann eine Zeitlang unzugänglich. Wenn der
Bach auch nur schwach fließt, so hört man ihn doch schon, sobald man sich dem Eingang
nähert, was aber nur eine Wirkung des Wiederhalles in der Grotte ist. Will man den
nie austrocknenden Bach entlang die rückwärtigen Partien, wo sich die Knochenlager
befinden, erreichen, so muß man mehrmals das Wasser durchwaten, welches aber nicht
höher als bis über die Knöchel zu reichen pflegt. Die Thierreste liegen in einer mit
Tropfstein überzogenen Lehmanhäufung und haben einen vortrefflichen Erhaltnngsznstand.
Zumeist findet man alle Theile eines Skelettes an einer Stelle beisammen, woraus
geschlossen werden kann, daß die Thiere in der Höhle selbst verendet sind. Die Höhle hat
übrigens anch einige Tropfsteinbildungen im vorderen Theile, die aber nichts Außer-
ordentliches bieten. Ähnliche Reste von diluvialen Thieren findet man übrigens auch
außerhalb des Karstgebietes in Krain an mehreren Orten. Insbesondere lieferte die
Mokrica bei Stein eine reichliche Ausbeute. Außerhalb des Karstgebietes wäre noch eine
durch hohe Temperatur auffallende Höhle bei Sagor als Specialität zu erwähnen, die
ein krainerisches Monsumauo werden könnte, wenn sie wirklich jene Eigenschaften besitzt,
die ihr die Wenigen nachrühmen, die von der Höhle zu wissen behaupten.
Einzelne Gottscheer Grotten zeichnen sich durch eigenthümliche Formen der Tropf-
steingebilde aus. Unter diesen sind die schneeweißen Zapfen aus der eine Wegstunde von
der Stadt Gottschee gelegenen Grotte von Sele die schönsten. Diese Grotte besitzt überdies
die Eigenthümlichkeit, daß sie mehrere Eingänge hat und einen Raum, in dem die Decke
eingebrochen ist, der am Krenzungspnnkte der beiden Hauptgänge liegt. Einer der beiden
Eingänge ist gewöhnlich nicht begehbar, weil aus ihm der Höhlenbach fließt, der durch ein
unfern der Grotte gelegenes Mühlenwehr zn einem kleinen See aufgestaut wird. Man
kann jedoch durch den östlichen Eingang bis zu einer Stelle gelangen, wo man von iuueu
her einen Ausblick über das höchst malerische Bassin gewinnt, welches von Gebüsch und
Baumgruppen umsäumt ist und an dessen Ende das Mühlrad im Sonnenschein lustig
plätschert. Die Grotte von Sele hat eine Länge von 245 Meter. Ihr Ende ist bisher noch
nicht untersucht worden. Die Quellen im östlichen Gange versiegen im Sommer und die
Mühle, welche von ihnen ihr Wasser bezieht, steht dann still. Eine erwähnenswerthe
Eigenthümlichkeit der Grotte von Sele sind die großartigen Deckenbrüche, welche einen
Theil des ehemaligen Hauptganges in eine Reihe getrennter Höhlen umgewandelt haben.
In dieser Beziehung ist sie ein lehrreiches Seitenstück zu den Fürst Windischgrätz-Höhlen
in den Haasberger Forsten. Auch birgt die Grotte von Sele eine reiche Jnsectenfauna,
darunter den seltenen ^nopktkalmus Lilimekii. Die Franeisca-Grotte liegt nur
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch