Seite - 310 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8

310 An dem damaligen Absatz des trefflichen norischen Eisens nach Süden hat auch Krain theilgenommen. In dem abgeschlossenen Alpenkessel der Wochein bestand lange vor der Römerherrschast im Lande auf dem Heidenhügel ssraäec ober Witnach ein befestigtes Eisenwerk, in den verlassenen Bohnerzgruben in Rudnopolje fand man charakteristische Glasperlen, welche auf deren Betrieb in sehr früher Zeit hinweisen; die Gräber der mit diesem Schmnck gezierten Erzschürfer wurden in Lepenze am Eingang ins Wocheiuerthal aufgedeckt. Der Eisenbergbau am Fuße der Alpe Belschiza nördlich von Veldes scheint schon damals betrieben worden zn sein, zwei an dem dieser Alpe vorgelagerten Querkamm kühn emporragende Felsspitzen — „Ajdovne", die „Heiden- spitzen" benannt — waren die Vertheidignngsposten dieser Niederlassung; auch in der Knlpaniedernng bei Tnrnan nächst Cernembl sind uns in thönernen Gußröhren die Reste einer Eisenschmelze der dortigen Raseneisensteine aus jener Zeit erhalten geblieben; ungemein häufig kommen endlich Eisenschlacken in den damaligen Ansiedlnngen und in ihrer Nähe vor. Außerdem war die Bleigewinnung den Erzmännern nicht unbekannt, „die Heidengruben" — .^«Zovske jame« — am Skofski hrib bei Moräutsch, dann im Petschargraben südwestlich von Nassensnß dürften schon in jener Zeit auf Blei ausgebeutet worden sein; man benützte dasselbe zur Anfertigung von kleinen Zierstücken, zu Arm- bändern, zur Ausfüllung der hohlen Reifen an Bronzegefäßen. Die damaligen Bergvölker wählten leicht zu vertheidigende Anhöhen zur Anlage ihrer Ansiedlnngen, die sie mit aufgeworfenen Erdwällen, Gräben und Vorwerken gegen feindliche Angriffe zu sichern suchten. Vom Volke werden diese heute noch deutlich erkenn- baren Befestigungen Gradische genannt; unzweifelhaft wareu dort auch ihre Cultusstätten. Einzelne dieser umwallten Gipfel sind heute mit Bergkirchlein gekrönt, es liegt eben im Charakter des an seinen Bergen hängenden Volkes, den eine weite Umgebung beherrschenden Anhöhen auch eine religiöse Weihe zu geben. Das ganze damals bewohnte Land war zum Schutz vor Überfällen mit solchen Hochwarten versehen, von wo die Signalisiruug der dem Vaterlande drohenden Gefahr geschehen konnte. An der Grenze des benachbarten Venetergebietes stand eine solche bedeutende Befestigung in Planina ober Wippach auf den Karsthöhen, welche das nach Klima und Abdachung zu Italien gehörige Wippacherthal beherrschen. Die Hochebene der Pojk, einer der wichtigsten Übergänge in das Innere des Landes, besaß deren eine Menge. Am vorgeschobensten nach Nordwest war auf diesem Plateau das am Fuße des Nauos gelegene Gradische von St. Michael, in Südost standen Befestigungen bei Slaviuje und Slavina, und eine ununterbrochene Kette von Kastellen, die in den istrischen Castellaren ihre Fort- setzung fanden und mit der Fernsicht bis zur Adria reichten, zog sich längs des Kammes des ober den Quellen der Pojk sich erhebenden, gegen das Rekathal steil abstürzenden