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Während der Typus der Haarnadel wenig Abwechslung bietet, was auch von den
Fingerringen gilt, zeigen die Ohrringe einen größeren Formreichthnm. An einem solchen
einfachen Drahtring hängt zuweilen eine durchlöcherte Kaurischuecke, dxpraea irwnsta, die
vielleicht damals hier im Lande wie jetzt bei den Negern in Afrika als Geld gedient hat;
noch heutzutage schmücken die Mädchen im tiefen Unterkrain und weiter abwärts in den
südslavischen Landen ihre Zöpfe und Gürtel mit diesem Conchyl und mit Gold- und
Silbermünzen. — Eine besondere Art von Ohrgehängen bilden dünne Bronzeblechstücke
von der Form seitlich geöffneter Cylinder; andere Ohrringe bestanden aus ein- oder zwei-
fachen Spiralen, an welchen zuweilen wieder eine ganze Reihe von Ringen hing, die bis
nnter das Schlüsselbein herabreichten. Als sehr häufiger Halsschmuck der Frauen wurden
Perlen aus Bernstein und aus ein- oder vielfarbigem Glas getragen; von ersterem kamen
Stücke von ansehnlicher Größe vor, ein beredetes Zeugniß des damals von den alten
Venetern schwunghaft betriebenen Handels mit diesem kostbaren Prodncte der Ostsee auf
der uralten, über Carnuntum durch Krain nach Italien führenden Bernsteinstraße, wie der
mit den Glasperlen der egyptischen Mumiensärge übereinstimmende, in den Gräbern vor-
kommende Glasperlenschmuck auf den phönizifchen Handel in unseren Gegenden hinweist.
Gold kam nur in sehr dünn geschlagenen Lamellen und höchst selten vor; auf solchen
Goldplättchen zeigt sich meist ein mit der Punze eingeschlagener Kreis mit Centralpuukt.
Den Halsschmuck der Männer bildete der in der Regel gedrehte bronzene Torqnes, es
kamen jedoch auch hohle, auf einem hölzernen Kern gehämmerte Halsringe vor (Adams-
berg). Zur Aufbewahrung der Salben dienten Büchsen aus Horn oder Bein, an der
Außenseite mit Kreisen verziert.
Von dem Kleingeräthe zum Gebrauche der Frauen verdienen die schönen Nadel-
büchsen aus Bronzeblech mit an Kettchen hängenden Blechen, thönerne Spinnwirtel und
Webstnhlbeschwerer hervorgehoben zu werden. Bronzesicheln kamen nur am Hügel Tersische
bei Zirkuitz vor.
Von den Bronzegefäßen dieser Periode sind die Ciste, die Sitnla, der Kessel mit
Tragreifen und große, einhenkelige Schalen vertreten, deren dünn ausgetriebenes Metall
sich sehr oft in pulvrige Patina aufgelöst hat; nur die stärkeren Gefäßtheile an der
Öffnung sind zuweilen erhalten geblieben. Viel zahlreicher und zumeist gut erhalten sind
die mit freier Hand angefertigten Thongefäße, mit glänzend schwarzem, graphitähnlichem
Überzug versehen; sie sind oft Nachbildungen der Metallgefäße, wie denn überhaupt der
damaligen Keramik unverkennbar der Stempel der ihr als Vorbild dienenden Metall-
technik aufgedrückt ist.
Große bauchige Aschenurnen, im Grabe gewöhnlich mit roh gearbeiteten Schüsseln
bedeckt, tragen als Verzierung vorstehende Leisten, torqnesartige Bänder, Umbonen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch