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ergreifenden Berichte, den die Hauptleute von Cilli am Montag nach St> Viti 1471 an
den Reichstag nach Regensburg schickten, einige Daten an. Da heißt es: „Das schöne
Sittich liegt in Asche, Pletriach ist verwüstet, Gairach zerstört, im Sannthal sind zwei
Klöster (Oberburg und Nazareth), desgleichen in den Vorstädten Laibachs zwei ein-
geäschert, Michelstetten und Müukeudorf ausgeplündert, die Nonnen geschändet oder
entführt. In Krain wurden 40, in Steiermark 24 Kirchen zerstört oder beschädigt, fünf
Märkte wurden verbrannt, 200 Dörfer ausgeplündert und angezündet und Alles versengt
und vernichtet, was ihr Schwert erreichen konnte".
Seit dem Jahre 1471 waren die Osmanen bis zum Tode Friedrichs lll. noch
sechzehnmal unter Mord, Raub und Verwüstung in Krain eingefallen. Man kann im
Allgemeinen sagen, daß kein Flecken krainischen Bodens von den türkischen „Sackmännern
und Bluthunden", wie sie der Chronist Unrest nennt, verschont blieb und daß es nur zu
leicht erklärlich ist, wenn der Türkenname bis auf den heutigen Tag dem slovenischen
Volke in Krain den Inbegriff alles Schrecklichen bezeichnet.
Die Vertheidigungsanstalten, die der Kaiser und die Landschaft in dieser Zeit der
Gefahr, des Elends nnd des Jammers trafen, bezogen sich auf die Erhebung einer
allgemeinen Leibsteuer und des Wochenpfennigs, auf die Aufstellung eines kleinen Söldner-
heeres, auf die Bestellung eines Feldhauptmanns, auf die Ausstattung von Orten, die
bei den feindlichen Einfällen besonderen Schaden gelitten (Gnrkfeld, Weichselburg, Gottschee
und Laas), mit städtischen Rechten und Privilegien, ans langwierige Verhandlungen mit
mehreren deutscheu Reichstagen wegen der Türkengefahr, die jedoch ohne thatsächlichen
Erfolg blieben und meistens im Sande verrannen. Von Kaiser und Reich im Stich
gelassen, sann das Volk selbst in seiner bitteren Noth auf zweckentsprechende Vorkehrungen
zu einer besseren Vertheidigung des Landes. Die Türkeneinfälle waren vorzüglich deßhalb
so verderblich, weil sie mit unglaublicher Raschheit erfolgten — der Feind war ja beritten
— und das Volk ganz unvorbereitet nnd nnbewehrt fanden. Um sich vor Überrumplung
wenigstens theilweise zu schützen nnd Gut und Leben vor den Räubern zu retten, wurden
seit 1471 allenthalben in Krain sogenannte „Tabore", das heißt Thürme und Befestigungen
auf nicht schwer zugänglichen und leicht zu vertheidigenden Anhöhen angelegt, die bei
plötzlichen Überfällen als Zufluchtsorte dienen sollten. Auch einzelne Kirchen wurden mit
hohen Maueru uud Befestigungsthürmen umgeben und auf diese Weise in Tabore
verwandelt. Da sich der Feiud auf eine längere Belagerung uicht einließ, gewährten die
Tabore der bedrängten Bevölkerung oft eine sichere Zufluchtsstätte. Noch heutzutage
bezeugen uns den Standort solcher Besten zahlreiche „Tabor" genannte Ortschaften und
Ruinen in ganz Krain von der Knlpa bis an die Karavanken, von der Save bis an den
Jsonzo. In Dürreukraiu, Gutenfeld, im Reifnitzer Thal, in der Umgebung vou Plauina,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch