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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8
Seite - 354 -
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354 Jedem Fremden, der zum erstenmal nach Krain kommt, muß die Menge Kirchen und Kapellen auffallen, die ihm allenthalben von Berg und Thal entgegenschimmern. Denn gibt es schon wenig erhabene Punkte im Lande, die Alpengipfel etwa ausgenommen, wo nicht ein Kirchlein stünde, — ja zuweilen trifft man auch zwei und sogar drei neben einander, wie in Primskan — so ist die Ebene noch mehr damit bedacht: jedes Dorf, jeder Weiler hat sein Gotteshaus, ja selbst in Einöden wird man nicht selten durch den Anblick eines solchen überrascht, während alle Wege und Stege mit Kapellen, Bildstöcken oder Kreuzen bezeichnet sind. Und wenn der Landmann seinen Sohn in die Stadt gibt, in die Mittelschule, so ist dies fast immer nur das Gymnasium; denn der Bauer wünscht, daß sein Sohn ein Herr werde, das heißt ein Geistlicher, der in seinen Augen vorzugsweise der Herr ist. Der Kraiuer Sloveue spricht auch vom Geistlichen wie vom Vater und von der Mutter, wohl auch von Onkel oder Tante immer nur in der Mehrzahl: der Herr sind gekommen — die Mutter habeu gesagt (Avspock so prisli — mati so rekli). In welchem Ansehen der Priesterstand beim einfachen Landmann steht, davon gibt die Primiz eines Bauernsohnes Zeugniß. Wie einst bei den olympischen Spielen nicht nur der Sieger ausgezeichnet wurde, sondern ein gut Theil seines Ruhmes auch auf sein Geschlecht, ja selbst auf seine Vaterstadt überging, so fühlt sich durch die hohe Würde der Priesterweihe nicht blos der junge Primiziaut gehoben, sondern auch seine Verwandten, ja das ganze Heimatdorf geehrt, für seine Eltern aber gibt es keine größere Seligkeit, als das heilige Abendmahl aus den Händen ihres Sohnes zu empfangen. Solcherlei Gesinnungen bekunden auch die Sprichwörter: „Wenn Gott nicht seine Hand ausstreckt, alle Heiligen können es dir nicht zuwenden. — Gott schlägt eine Thür zu, öffnet aber hundert andere. — Um alten Glauben, alte Leute und altes Geld sollst du dich jederzeit kümmern. — Wen Gottesdienst aufhält, der versäumt nichts." Bloße Bigotterie dagegen scheint ihm zuwider, denn er meint: „Wer viel auf den Knien nmherrntscht, dem wird bald die Arbeit lästig." Auch durch die Art uudWeise, wie die KraiuerSloveuen die kirchlichen Feste begehen, bekunden sie ihren religiösen Sinn. Daß sich nebenbei mancher Rest des einstigen Heiden- thnms erhalten hat nnd mancher abergläubische Brauch mit unterläuft, muß freilich auch zugestanden werden, ist aber hier wie anderwärts leicht erklärlich. An den Vorabenden (24. December, 31. December und 5. Jänner) der drei Weihnachtsfeste geht an vielen Orten der Hausvater unter Gebet und Räucherungen durch alle Räume seines Haus- wesens, während die ihn begleitende Hausmutter unter Segenswünschen Weihwasser umhersprengt. Im Winkel der Wohnstube, dort, wo sonst ein Kruzifix hängt, wird gewöhnlich eine Krippe Hasliee) aufgestellt, vor welcher die Hausbewohner vor dem Schlafengehen den „freudenreichen" Rosenkranz beten. Auf dem weißgedeckten Tische liegen schon die drei Weihnachtsbrode, eines aus Roggenmehl, ein zweites aus Buchweizen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Band 8
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Kärnten und Krain
Band
8
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 23.03 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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