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Am Vorabend eines solchen Tages versammeln sich die Gespielen leise vor der Thür
des zu Feiernden, ausgerüstet mit etwa vorhandene« Musikinstrumenten, sonst mit
Pfannen, Topfdeckeln (Stürzen), Schäfern, Pfeifen und dergleichen. Auf ein gegebenes
Zeichen bricht nun plötzlich dnrch das Blasen und Anschlagen all des Geräthes ein so
betäubender Lärm los, daß einem Hören und Sehen vergeht. Der so Gefeierte bedankt
sich für die Aufmerksamkeit gewöhnlich mit einem Glas Wasser, mit dein er die
ungebetenen Musikanten begießt, wenn nicht ein Mitverschworener früher alles Wasser
bei Seite geschafft hat. Man nennt eine solche Katzenmusik okrolit (wahrscheinlich eine
Verballhornung von Hofrecht); der Brauch dürfte übrigens heidnischen Ursprungs sein,
wie sich ja überhaupt neben dem Christenthum «och manche Reste heidnischer Bräuche und
heidnischen Aberglaubens im slovenischen Volke erhalten haben. Anch die an die genannten
Feste und Namen anknüpfenden Wetterregeln dem Aberglauben beizuzählen, dürfte nicht
ganz gerechtfertigt erscheinen, da doch viele derselben reicher Beobachtung entsprossen sind;
allein zu den abergläubischen Ansichten gehört ohne Zweifel die Meinung, daß der Freitag
ein Unglückstag sei. „Wer am Freitag lacht," sagt man, „muß am Sonntag weinen";
doch hält man Haar- und Nägelschneiden am Freitag für gerathen, letzteres, meint man,
bewahre sogar gegen Zahnschmerzen. Beim ersten Wiederläuten der Glocken am Char-
samstag eilt Alles zum Wasser, denn man meint, wer sich in diesem Augenblick wasche,
sei für das ganze Jahr gegen Hautausschläge gefeit. Eine eigenthümliche Ansicht ist über
Meteore verbreitet. Leuchtet eiue Feuerkugel auf, so glaubt man den Himmel offen zu
sehen und hofft auf Erfüllung alles dessen, was man sich während der Erscheinung wünscht;
im Platzen des Meteors will man das Zuschnappen der Himmelsthür hören. Wenn Jemand
von einer giftigen Schlange gebissen wird, so muß er trachten, vor der Schlange zum
Wasser zu kommen, denn wer sich verspätet, muß sterben. Sterben muß auch Derjenige,
welcher von einem Wiesel angefaucht wird. Die Kreuzspinne dagegen kann dem Menschen
Glück bringen, wenn er sie in eine Flasche bringt, in der sich die Zahlen 1 bis 90, aus
Zettelcheu geschrieben, befinden; die Nnmmern, welche die Spinne in ihr Netz zieht, kommen
nämlich bei der Ziehung bestimmt heraus.
Allgemein verbreitet ist der Glaube an den Wassermann (povockni latrman),
vor dem sich besonders leidenschaftliche Tänzerinnen in Acht nehmen müssen; der Glaube
an das Umherirren der Seelen jener Kinder, welche vor der Taufe gestorben sind (^lov^e,
an Gespenster (ckukvvi, struliovi), unter deuen die Trud (rnoru) eine Hauptrolle
spielt; an Hexen, die einem allen erdenklichen Schaden, hauptsächlich aber durch Hagel-
schlag zufügen können; endlich der Glaube an Zauberer, zu denen besonders die Studenten
der „schwarzen Schule" (örne sole cki^aki) gezählt werden. Durch ein unerklärliches
Winseln, das durch die Luft zittert, macht sich Movje bemerkbar; wer sogleich Wasser in
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch