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die Höhe sprengt, kann es retten. Vor der Mora sucht man sich zu wahren, indem man
das Schlüsselloch an der Zimmerthür verstopft; der Gespenster überhaupt erwehrt man
sich, wenn man sich bekreuzt. Den Klang der geweihten Kirchenglocken vertragen die Hexen
nicht; deßhalb trachtet man bei nahendem Gewitter noch immer, sie durch das sogenannte
Wetterläuten zu vertreiben. Die Schüler der „schwarzen Schnle" freilich sind im Stande,
all den Hexenspnk zunichte zu machen, weßhalb man sich bemüht, die Gunst Derjenigen
zu erwerben und zu erhalten, welche man für solche Schwarzkünstler hält; gegen sie selbst
kann man sich ja doch nicht schützen, da sie mit dem Teufel im Buude sind.
Der Krainer liebt sein Vaterland wie irgend Einer. „Liebes Daheim," sagt er,
„wer es recht zu halte« weiß", und meint: „Wer aus dem Lande hinaus will, mit dem
sich sonnen, ist gefährlich". Darum hat er es auch immer mit der größten Energie
vertheidigt, namentlich gegen die Venetianer und die Türken; er ist ja tapfer, denn er
denkt: „Besser ehrlich sterben als schmachvoll leben." Allein nicht nur sein engeres Vater-
land, auch das Reich, dem er angehört, liebt er aus voller Seele: „Österreich über Alles,"
sang sein populärster Dichter Voduik. Und daß er auch dem angestammten Herrscher-
hause vou ganzem Herzen anhängt, hat er oft genug auf dem Schlachtfelde bewiesen, so
daß Koseski (Pseudonym für Vesfel) mit Recht sagen konnte:
,Hrast 86 oinaja in diid, xveswka. Sloveneev N6 Fane."
„Wankt auch Eiche und Berg, des Krämers Treue, die wankt nicht."
Sein Weib schätzt der Krainer, er behauptet sogar: „Die Frau stützt am Hause drei
Ecken, der Mann nur eiue." Er ist aber auch in der Wahl seiner Lebensgefährtin meist sehr
vorsichtig. Gewöhnlich läßt sich der Heiratslustige in dieser Angelegenheit von seinen Eltern
oder, in Ermangelung dieser, von älteren Verwandten berathen; er überläßt denselben anch
die einleitenden Schritte, die zunächst in der Brautschau (oxleä), das ist in der Erforschung
dessen, was die junge Frau mitbekommen könnte, bestehen. Zu dem Ende verfügen sich die
Eltern oder deren Stellvertreter an einem Sonntag in das Haus der Auserwählten,
nachdem sie sich vorher versichert haben, alle maßgebenden Persönlichkeiten zu Hause zu
sindeu. Ein Gespräch über das Wetter, über die eben vorzunehmenden Arbeiten und, wenn
die Jahreszeit darnach, über die nächsten Ernteaussichten leitet die Verhandlung ein. Das
gibt natürlicherweise Veranlassung, über die Arbeitskräfte zn sprechen, die jedem der beiden
Hänser zur Verfügung stehen, wobei begreiflicherweise die präsumtiveu Brautleute nicht
schlecht wegkommen. Die auf Brautschau Gekommenen rühmen selbstverständlich die
Tüchtigkeit der Auserkorenen und die Angehörigen derselben, wenn sie mit dem längst durch-
schauten Zweck des Besuches einverstanden sind, loben wieder die anerkannte Verwend-
barkeit und Arbeitslust, die Solidität und Männlichkeit des vermeintlichen Werbers.
Unterbleibt letzteres, dann wissen die Besuchenden, daß sie umsonst gekommen. Erfolgt
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch