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nöthigen Eßgeschirrs, überhaupt die Besorgung der nöthigen Tische und Sitze; endlich
sind die Hochzeitsbitter diejenigen, welche beim Mahl die Gäste zu bedienen haben.
Am Vorabend des entscheidenden Tages versammeln sich die Nachbarn im Hause
des Bräutigams, um festzustellen, wie viele Wagen erforderlich und wer den, wer jenen
fahren werde. Am Hochzeitstag selbst herrscht große Bewegung in und vor dem Hause des
Bräutigams; Wagen auf Wagen mit bunt geschmückten Pferden kommt daher gefahren,
weithin schallt das Geklingel der Schellen, das Knallen der Peitschen nnd das Krachen
der Pistolen. Dnrch das Abfeuern der letzteren besonders soll der Nachbarschaft die
Bedeutung des Tages kundgegeben werden. Dem Kraiuer scheint überhaupt jede Feier
erst vollständig, wenn dabei geschossen wird. Bei dem Streben, recht starke Detonationen
hervorzubringen, wird das Geschütz oft überladen, infolge dessen es häufig platzt und
nicht geringe Verletzungen der Umstehenden verursacht.
Nach eingenommenem Frühstück ordnet sich der Zug uud lustig geht es uuu, unter
Ansührnng des swreMim, zum Hause der Braut. Doch bei diesem angelangt, findet
man es fest verschlossen, keine lebende Seele scheint darin zu sein. Auf wiederholtes
Klopfen läßt sich endlich doch ein mürrisches: „Wer ist es? Was wollt ihr?" aus dem
Innern hören. Auf die Antwort des Führers, es wären gute Freunde, welche hier ein
Lämmchen snchen, das ihnen abgeht, — oder es wären Gärtner, welche einer seltenen
Blume nachforschen, die hier blühen soll, wird das Thor halb geöffnet und der Haus-
vater erscheint, um mit den Angekommenen ein längeres Examen, bestehend in allerlei
Räthseln und kniffigen Fragen, anzustellen. Er scheint mit den Antworten zufrieden zu
sein, denn er zeigt sich willfähriger, führt jedoch den Werbern nur ein altes Weib vor,
fragend, ob das die gesuchte Blume sei. Der Ordner geht in den Scherz ein, weist aber
das Weib den Musikanten oder einem der Gäste zu uud beharrt auf seiner Bitte um die
eigentlich Gesuchte. Selbstverständlich wird diesem Wunsche bald willfahrt und der ganze
Zug bewegt sich nun wie im Triumphe zur Kirche.
Nach vollzogener Trauung fährt Alles dorthin, wohin einer der beiden Theile
zugeheiratet hat. Auch auf diesem Wege bieten sich, namentlich wenn fremde Dörfer
passirt werden müssen, oft Schwierigkeiten dar; die jungen Bursche legen gerne den Neu-
vermählten Balken quer über die Straße oder ziehen Seile darüber, auf solche Weise
eine Art Mauthschrauken bildend, welcher erst entfernt wird, wenn die Fahrenden dnrch
ein Geschenk sich loskaufen. Muthwillige Kuabeu aber singen mitunter Spottlieder, wie:
Weib, du bist 'ne Katze!
Wolltest du nur sterben,
Mir die Haut vererben;
Mitze, Mitze, Matze, Möcht' die Haut verkaufen
Wohl um Goldes Haufen,
Und das Geld verjchlemmeu —
Eine andere nehmen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch