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Webestoffen aus anderen Ländern kam auch mancher neue Kleiderschnitt nach Krain, doch
die lederne Kniehose mit den hohen Röhrenstiefeln, der kurze, nur an die Leuden reichende
Oberrock (kam^ola) über der vielknöpfigen Weste, der Schafpelz und die Billichmütze im
Winter haben sich in der slovenischeu Männerwelt bisher erhaltein Bei den Weibern ist
zwar die Haube mit der breiten schwarz- oder goldgestrickten Borte und der im Bogen
herabhängende Gürtel nnrmehr selten zu sehen, dagegen ist das große weiße Kopftuch
(peöa), welches so um deu Kopf geschlungen wird, daß ein langer Zipfel über den Rücken
hinunterhängt, wie das seidene, Brust uud Nackeu bedeckende Halstuch (ruw) noch immer
gebräuchlich.
Doch nicht nur in der Kleidung, sondern auch in Sitte und Brauch ist schon
mancher Wechsel eingetreten. Dem Ernst unserer Tage mußte der Humor früherer Jahr-
hunderte schon vielfach weichen. Wohl gilt noch immer: „Von des Armen Mastschwein
und des Reichen Krankheit wird viel geredet", oder: „Wesseu Dach schadhaft ist, der bittet
nur um schönes Wetter", oder: „Goldene Waffen, sicherer Sieg". Allein das Sprichwort:
„Das Brod ist nur theuer, wo kein Geld ist" hat bei der zuuehmenden Verarmung des
Volkes ein trauriges Übergewicht im ersten Theile erhalten. Aus demselben Grunde ist
das Sprichwort: „Um eine Mücke webt die Spinne nicht ihr Netz" nur noch giltig, wenn
man es bejaht. — Wohl bedient sich noch der Krainer zuweilen mancher Schimpfwörter,
wie: Tölpel), sentana para (— verdammte Mähre), lioHi volelc (— Herrgotts
Öchslein) n. f. w., die er im aufwallenden Zorn gegen Taugenichtse ausstößt. Allein
das Hänseln der Weixelburger mit „der augeketteten Schnecke", der Reifuitzer mit
dem „Aufs Huugeru drefsirteu Pferde" und dergleichen wird kaum noch gehört. —
Zwar hängen Brechlerinnen noch immer dem Vorübergehenden gerne einen Flachs-
schweif an und am Faschingdienstag wird noch maucherorteu ein in Lumpen gehüllter
Strohwisch als Prinz Carneval (kurent) „begraben", das ist verbrannt oder ins
Wasser geworfen. Allein die Äpfel- und Lebkuchenkanonade, mit welcher an jedem
Ostermontag die Jugend in der sogenannten Türkenschanze, eiuer Sandgrube bei Laibach,
bedacht wurde (zur Erinnerung an den hier 1584 über die Türken erfochtenen Sieg), hat
mit dem Jahre 1872, da man das erwähnte Terrain zum Friedhof einbezog, von selbst
aufgehört. Ebenso ist die Gewohnheit, die heiratsfähigen Junggesellen und Jungfrauen
am Aschermittwoch zum Blockzieheu (ploli vleei) zu verhalten, schon gänzlich erloschen.
Noch hat sich der Gebrauch, jedes Kind gleich nach der Geburt zur Taufe zu trageu,
um es möglichst bald der Christengemeinde einzuverleiben, in Krain allgemein erhalten,
wie auch der Taufschmaus am achten Tage nach der Geburt (seämina). Doch andere
Bränche, welche auf die Erforschung der Zukunft des Kiudes oder auf die Feiung des-
selben gegen allerlei Übel abzielten, eine Erhöhung der Tauffeier oder eine Festigung des
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch