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findet. Hierher gehört auch das Lied von der schönen Vida, die, vom Mohren nach dem
fernen Spanien entführt, um ihre Lieben trauert:
„Vida steht am Fenster alle Tage,
Weint um Vater, Kind und Mann mit Klage."
Schön Vida ist die von Meer zu Meer waudelude Mondesgöttin.
Perun, der Donnergott der alten Slaven, lebt in der Legende vom heiligen Elias,
der durch die Wolken fahrend den Donner erregt. Die Funken der Pferdehufe siud die
Blitze, der Rosse Schweiß der Regen, die niederfahrenden Donnerkeule seine Geschosse.
Das unabänderliche Gesetz der stets sich gleich bleibenden Folge der Jahreszeiten
bildete in dem Naturmenschen die Vorstellung von Schicksalsgottheiten, bei den Slovenen
Rojenice genannt. Sie erscheinen als drei Schwestern, schöne weißgekleidete Frauen.
Brennende Kerzen, das Symbol des Lebenslichtes, in den Händen haltend, treten sie an
die Wiege des Neugeborueu, dessen Schicksal sie bestimmen. Durch den Spruch der letzten
wird das, was die ersten zwei Glückliches dem Kinde zugedacht, verringert oder in das
Gegentheil umgewandelt. Selten ist der Spruch der Rojenice ein günstiger. Ihrem
Urtheil kann der Mensch nicht entgehen, je mehr er sich bemüht, das Fatum abzuwenden,
nm so gewisser eilt er ihm entgegen.
Verwandt mit den Rojenice sind die Vile, die Personification der Wolken. Wie
diese die mannigfaltigsten Gestalten annehmen, als weiße Wolken wohlthätiges Naß der
Erde spenden oder als schwarze Gewitterwolken Blitz und Donner in ihrem Schoße
bergen, so gibt es Vile entweder weiße dem Menschen wohlgesinnte Frauen oder böse,
verderbliche Wesen, die dem Sterblichen oft Unglück bringen. Sie wohnen auf luftigen
Bergeshöhen und werden als schöne, schlanke Jungfrauen in weißen Gewändern, mit
goldenen Haaren gedacht. Als böse Wesen werden sie im Volksmund mit den Rojenice
verwechselt und beide tragen in Oberkrain deutliche Züge, die von den saligen Frauen
der Deutschen entlehnt sind. Die Märchen von den Vile sind bei den Uskoken, welche so
Manches aus der Tradition in reinerer Ausgestaltung erhalten haben, heimisch.
In den Wäldern der Niederungen haust Catez, der Pau der Slovenen. Halb
Mensch, halb Bock sonnt er sich gerne auf steiniger Halde. Er ist hilfreich, solange man
ihn nicht verspottet. Wehe aber dem, der ihn verlacht oder mit den Fingern die Hörner
zeigt. Der erzürnte Waldgeist wälzt Felstrümmer in die Tiefe und begräbt ganze Gehöfte.
Ein Bewohner des Waldes ist auch Skrat oder Malik, das rauhhaarige Wichtel-
männchen mit grünem Rock und rother Kappe. Er zeigt unterirdische Schätze uud bringt
Glück zum Hause. In Oberkrain haust der wilde Mann (viv^i >lc»5, Korni UvS) und
tobt in den Quatemberzeiten, sowie in den Rauchnächten die wilde Jagd, beide durch
deutsche Ansiedler hierher verpflanzt, da das Wocheiner und obere Savethal einst
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Band 8
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kärnten und Krain
- Band
- 8
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1891
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 23.03 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch