Seite - 385 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Band 8

385 Humor und Volkswitz zur Geltung, als dessen Vertreter Pavliha, der slovenische Eulenspiegel, und Träp , der dumme Hans der deutsche« Märchen, zu ueuuen sind. Eigenthümlich den Krainer Slovenen sind die Erzählungen vom zehnten Bruder (äeseti brat) und der zehnten Schwester (äesetniea). Das Volk sagt, wenn in einem Hanse zehn Knaben hintereinander geboren worden, so mnß der zehnte das Eltern- haus verlassen und in die Fremde ziehen; dasselbe gilt vom zehnten Mädchen. Nicht aus dem Innern des Volks- geistes geschaffen, son- dern lediglich durch äußere Einflüsse ins Volk hineingetragen sind die Pesoglavci (Hundsköpfe),Pol- konji (Hippo-Een- tauren), Riesen, die Berg auf Berg thür- meu, um den Himmel zu ersteigen, Vögel mit eisernen Schnä- beln und Klauen, Amazonen, welche Gestalten merkwürdi- gerweise sämmtlich in ein einziges Volkslied zusammengedrängt sind. Von diesen haben sich nur die Pesoglavci eingebürgert und sind zu eiuem iutegrirenden Bestandtheil der Volksliteratnr geworden. Sagen davon sind allenthalben verbreitet. Fremden Ursprungs sind schließlich die «sembilje (die Sibyllen); sie wohnen in Felshöhlen, wo sie ihre Bücher verborgen haben. Ihre Prophezeiungen beziehen sich auf Krieg und die daraus eutsteheudeu Nöthen. Mit den Sembilje hängen die Erzählungen vom Antichrist zusammen. Die Sloveuen, nach dem Sprichworte weich wie Holz vom Lindenstamm, sind dem Gesang mit Leidenschaft ergeben. Kein Wunder daher, daß auch die Slovenen Krams Zweikampf des krainischen Ritters Lamberg mit dem Riesen Pegam. Kärnten und Kram.